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Die doch noch einigermaßen vorbildhaft hingelegte Schnellabschaltung des völlig außer Kontrolle geratenen Krisen-AKW ("Abzocken, Korrumpieren, Wegschauen") Strasser I von Seiten der Erfinder macht den extrem fauligen Geruch, der sich seitdem über das ganze Land verbreitet, nicht erträglicher. Eher im Gegenteil. Die ganze Republik ist entsetzt über den schludrigen Umgang einer ehemaligen Zukunftshoffnung mit dem ihr entgegengebrachten Vertrauen. Insbesondere die im Internet kursierenden Videos von der sich anbahnenden Katastrophe geben den Österreicherinnen und Österreichern zu denken; es sind vor allem Strassers schlechtes Englisch sowie die miserable Bildqualität, die am meisten schockieren.

In der ÖVP fürchtet man allerdings, dass der größte anzunehmende Unfall noch gar nicht eingetreten ist. Und sucht deshalb fieberhaft nach weiteren Ämtern, von denen Strasser noch zurücktreten könnte. Erste Stimmen werden laut, man solle doch Strassers Heimatort Jettsdorf den Autobahnknoten wieder wegnehmen, den die ÖVP-Gemeinde erst im Vorjahr bekommen hat. Vielen reicht aber selbst das nicht; sie verlangen, dass sich Strasser auch von seinem geradezu provokant g'schmackig-dekadenten Rezept für Krautrouladen distanziert.

Die ganze Affäre zieht freilich noch viel weitere Kreise. Insider befürchten nämlich, dass auch nur ein einziger weiterer ähnlich gelagerter Störfall eine ausgewachsene Lobbying-Blase zum Platzen bringen könnte. Denn während die Causa Grasser auf den Märkten rasch als singuläres Ereignis galt und erstaunlich schnell eingepreist wurde - bei den Rumpolds stagnierten angeblich die Pressekonferenz-Honorare moderat -, könnte sich die Affäre Strasser als hochansteckend erweisen und das ganze Lobbyisten-Unwesen mit in den Abgrund reißen, warnen Beobachter. Ein neuerliches Starkbeben in der Branche, etwa durch einen weiteren implodierenden AKW-Typ der Baujahre 2000 bis 2006, würde die Zukunftsinvestitionen einer ganzen Ära auf einen Schlag vernichten. Und wenn es tatsächlich so weit kommen sollte, ist dieses Land nicht mehr das selbe wie vorher. (Martin Putschögl, derStandard.at, 24.3.2011)