Wien - Während General Edmund Entacher noch am Donnerstagnachmittag auf den Bescheid wartete, mit dem er über die Gründe seiner Abberufung als Generalstabschef informiert werden müsste, wird ein weiterer, ähnlich gelagerter Fall bekannt.

In beiden Fällen geht es - ähnlich wie beim Leiter des Bunkermuseums in Kärnten, Andreas Scherer - darum, dass der Minister spontan sein "Vertrauen" in langjährige verdiente Mitarbeiter verloren hat, wie das jeweils in den amtlichen Schreiben ausgeführt wurde.

Der aktuelle Fall betrifft das Heeresspital (HSP). Da war im November ein schwerer Konflikt zwischen Verteidigungsminister Norbert Darabos und dem Kommandanten Brigadier Michael Aichmair ausgebrochen, nachdem der Rechnungshof im HSP Missstände entdeckt hatte. Es ging dabei um angeblich unkorrekte Arzt- honorare und um falsch geführte Zeitaufzeichnungen - etwa um Überstunden, die für den 31. Februar verrechnet worden sein sollen. Allerdings: Keiner der Vorwürfe ist bisher bewiesen worden.

Die Disziplinarkommission, die lange vor dem Rechnungshof auf die möglichen Ungereimtheiten gestoßen war, hat seit eineinhalb Jahren nichts in der Sache weitergebracht. Dabei wird gegen 23 von 25 betroffenen Ärzten ermittelt - für alle müsste eigentlich die Unschuldsvermutung gelten.

Dennoch löste Darabos den Kommandanten ab und ließ ihn Dienst im Kommando Einsatzunterstützung machen. Dem Vernehmen nach saß der Brigadier dort fünf Monate lang in einem Kammerl, ohne dass ihm nennenswerte Aufgaben zugeteilt worden wären. Diese Dienstzuteilung läuft mit Monatsende ab - und Aichmair soll mit April wieder Dienst im Heeresspital machen - allerdings nicht als Kommandant.

Vorgesehen ist, dass er wieder ganz unten Dienst tun muss, wo er vor zwei Jahrzehnten angefangen hat: als Oberarzt in der Augenambulanz. Das ist ein Posten der Funktionsgruppe 1, ein schwerer finanzieller Verlust. Zum laufenden Verfahren wollte keiner der Beteiligten Stellung nehmen. (Conrad Seidl, DER STANDARD; Printausgabe, 25.3.2011)