Auch wenn weite Teile von Android Open Source sind, hat man bei Google doch eine eher konservative Herangehensweise an die Freigabe des Codes gewählt: Statt einer wirklich offenen Entwicklung, gibt es regelmäßige "Code Drops", in denen die Entwicklungen der letzten Monate zusammengefasst werden. Üblicherweise nimmt man diesen Schritt direkt nach der offiziellen Ankündigung einer Android-Version vor, insofern fällt auf, dass dieser Schritt für das aktuelle Android 3.0 "Honeycomb" noch nicht erfolgt ist. Und das durchaus mit Absicht, wie nun ein Artikel von Businessweek verrät.
Unter Verschluss
Demnach will Google den Source Code von "Honeycomb" vorerst unter Verschluss halten, dies bestätigt das Unternehmen zwischenzeitlich auch in einer offiziellen Stellungnahme. Der Grund dafür: Man möchte verhindern, dass Dritthersteller die jetzige Release auf Smartphones portieren, ist der Source Code einmal freigegeben könnte man dies ja nicht mehr verhindern. Dies würde aber Android 3.0 ziemlich schlecht aussehen lassen, sei "Honeycomb" derzeit doch noch nicht für solche Gerätetype geeignet.
Abkürzungen
In diesem Zusammenhang bekennt das Unternehmen auch recht offen, dass man für eine zeitgerechte Fertigstellung der ersten für Tablets optimierten Softwareversion, einige "Abkürzungen" genommen hat. Entsprechend seien die zahlreichen neuen User-Interface-Konzepte wie das erweiterte Multitasking oder das neue Benachrichtigungssystem noch nicht für Smartphones angepasst worden. Hier hat man wohl nicht zuletzt unter dem Druck der Hersteller agiert, die ersten Honeycomb-Tablets noch vor dem iPad 2 auf den Markt zu bringen
Ice Cream Sandwich
Als einen Abgang von einer Open-Source-Strategie soll man diesen Schritt allerdings nicht verstehen, versichert man bei Google. Die nächste Freigabe des Source Codes werde einfach zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen, eben nachdem man auch Smartphones zur eigenen Zufriedenheit unterstützt. Bleibt abzuwarten, ob das Unternehmen hier nicht gleich auf die darauf folgende Release "Ice Cream Sandwich" wartet, die ja laut Noch-Google-CEO Eric Schmidt die Tablet- und Smartphone-Fassungen des Betriebssystems wieder zusammenführen soll.
Kontrolle
Der Schritt darf wohl auch als ein Versuch Googles verstanden werden, eine stärkere Kontrolle über die Android-Plattform auszuüben. Erst vor einigen Monaten hatte sich das Unternehmen öffentlich unzufrieden darüber gezeigt, dass einige Hersteller das nach eigenen Vorstellungen nicht dafür geeignete Android 2.x auf Tablets portiert. Mit dem jetzigen Schritt verhindert man jetzt recht aktiv den umgekehrten Effekt in Bezug auf Honeycomb.
Ausnahmen
Übrigens gilt die Einschränkung nur für die öffentliche Freigabe des Source Codes, Partner-Unternehmen in der "Open Handset Alliance" - darunter Samsung, Motorola und HTC - haben bereits Zugriff auf den "Honeycomb"-Code. Diese werden sich freilich hüten, vorzeitig Android 3.0-Smartphones auf den Markt zu bringen - immerhin will man wohl kaum das gute Verhältnis zu Google gefährden.
SDK
Erste Honeycomb-Portierungen auf Smartphones gibt es trotzdem bereits, die weltweit Community hat sich hierfür des vor einigen Wochen freigegebenen Software Development Kits bedient. Wirklich funktional oder sonderlich performant sind solche experimentellen Lösungen natürlich nicht, insofern besteht auch nicht die Gefahr, dass Hardwarehersteller eigene Geräte mit solchen Bastellösungen auf den Markt bringen. (apo, derStandard.at, 25.03.11)