The Low Anthem spielen am Wochenende im Wiener Flex.

Foto: Universal

Wien - Es gab einmal eine wunderbare Band aus Chicago, die sich den wunderlichen Namen Souled American verliehen hatte. Ursprünglich ein Quartett, das Country und Folk gespielt hat, ermattete die Formation um Chris Grigoroff und Joe Aducci bis hin zu ihrer Auflösung. Wobei - das stimmt so gar nicht. Wahrscheinlich ist die Band einfach zerfallen, zerbröselt.

Der Weg zum Zerfall wurde von sechs Alben dokumentiert, die beiden letzten bestanden aus kaum noch wahrnehmbaren Etüden zwischen Hall, Stille und dem nasalen Vortrag aus Grigoroffs Trucker-Mütze. Brüder im Geiste von Mark Hollis (Talk Talk), kein Zweifel. Bei Live-Darbietungen des Spätwerks saß die Band, der Drummer wurde bald dem AMS anempfohlen. Eine Band wie ein schleichender Tod.

Damit kommen wir zum eigentlichen Subjekt dieser Betrachtung, der US-Band The Low Anthem, die am Sonntag in Wien gastiert. Deren Folk erinnert an das Frühwerk der großen Souled American, als diese noch mit damals bekannten Independent-Bands wie Camper Van Beethoven auf Tour waren und live noch aufrecht standen.

The Low Anthem stammen aus Rhode Island und spielen fragilen Country-Folk. Zuletzt waren sie im Vorprogramm von The National in Wien zu erleben und erinnerten live an Sam Beam alias Iron and Wine, noch so eine einschlägige Größe.

Bei ihrem Gig am Wochenende im Flex sind sie nun Hauptact. Würde man ihr neues Album Smart Flesh mit dem Werdegang von Souled American vergleichen, so wäre es zwischen Around The Horn und Sonny einzureihen, zwei Meisterwerken dieser Exzentriker. Es sollte sich also auszahlen, da vorbeizuschauen. (flu, DER STANDARD - Printausgabe, 25. März 2011)