Wien - Die Casinos Austria haben es momentan nicht leicht. Die Auslandstochter Casinos Austria International (CAI), einst Cashcow des Konzerns, schreibt Verluste, im Inland dürften die Casinos durch die künftig erforderliche EU-weite Ausschreibung der Spielbanklizenzen bald Konkurrenz bekommen. Und wegen des Wirtschaftsabschwungs sind die Leute generell weniger zockfreudig, auch beim Lotto. Nach einem kräftigem Zuwachs im Krisenjahr 2009 von knapp 11 Prozent haben die Österreichischen Lotterien ihren Umsatz 2010 nur um 0,3 Prozent auf 2,64 Mrd. Euro gesteigert - ein neuerlicher Höchstwert.

Der Jahresüberschuss ist von 44,52 auf 34,99 Mio. Euro abgesackt, das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) von 56,58 Mio. auf 44,09 Mio. Euro.

Erneut profitierten die Lotterien im Vorjahr vom weltweiten Online-Gambling-Boom. Mit dem Internetportal win2day.at wurden 2010 Umsätze in der Höhe von 1,075 Mrd. Euro nach 1,070 Mrd. Euro 2009 hereingespielt. Dank neuer Spiele konnte die Anzahl der Registrierungen um mehr als zehn Prozent auf 515.000 User gesteigert werden, so Generaldirektorstellvertreter Friedrich Stickler.

In ihrer zweitstärksten Sparte, dem klassischen Lotto "6 aus 45", musste das Unternehmen dagegen ordentlich Federn lassen: Der Umsatz ist von 601,3 auf 582,0 Mio. Euro geschrumpft. Auch EuroMillionen und Joker waren rückläufig, ebenso die Umsätze mit den Rubbellosen.

Automatencasinos florieren

"Besonders erfreulich" habe sich dafür das Geschäft mit den 12 Automatencasinos WINWIN entwickelt, hier sei man umsatzmäßig um mehr als zehn Prozent auf knapp 400 Mio. Euro gewachsen.

2010 hat es die Glücksfee mit den Spielteilnehmern so gut gemeint wie noch nie: Die Lotterien schütteten insgesamt 1,96 Mrd. Euro an Gewinnen aus, im Jahr davor waren es 1,92 Mrd. Euro gewesen. Insgesamt wurden 47 Spielteilnehmer zu Millionären, das ist der höchste Wert seit 2002. Besonders spektakulär war der Gewinn eines Burgenländers, der mit EuroMillionen 46,3 Mio. Euro einsackte. Den höchsten Lottosechser erzielte ein Wiener, er gewann 8,9 Mio. Euro. Was die Entwicklung des Lotto-Jackpots betrifft, freuten sich dafür die Lotterien über eine gute Portion Glück, insbesondere im vierten Quartal.

Die erste Wochen des heurigen Jahres liefen ebenfalls positiv - dies vor allem dank einer günstigen Jackpotentwicklung bei Lotto sowie des nach wie vor anhaltenden Aufwärtstrends im Internet. Umsatzmäßig sei man derzeit "deutlich" über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Wenn es bei den Lotterien gut läuft, freut sich auch der Finanzminister: Diesmal wurden 398 Mio. Euro an Steuern abgeführt, nach 421 Mio. Euro 2009.

Zahlen nächste Woche

Der Gesamtkonzern Casinos Austria veröffentlicht seine Zahlen voraussichtlich nächste Woche. Am 29. März tagt der Aufsichtsrat der Gruppe, zuvor erneut das Kontrollgremium der Casinos Austria International (CAI). Erste Ende Februar fand wegen des Sorgenkinds CAI ein Sonderaufsichtsrat statt, die CAI-Chefs Paul Herzfeld und Josef Leutgeb mussten ein Sanierungskonzept auf den Tisch legen, wie sie die ins Trudeln geratene Auslandstochter wieder auf Kurs bringen wollen. Seitdem wird das gesamte Portfolio auseinandergenommen, Optionen wie die Hereinnahme eines Partners oder der Verkauf einzelner Standorte durchgespielt. Der Verlust der CAI für 2010 dürfte mit rund 35 Mio. Euro nicht ganz so hoch ausfallen wie kolportiert. Dass Leutgeb und Herzfeld ihren Hut nehmen müssen, gilt derzeit als nicht mehr so wahrscheinlich. Ihnen wird intern vorgeworfen, zu spät auf die Bremse gestiegen zu sein. (APA)