Wien - Geboren, um auf der Bühne zu stehen, lebte Judy Garland ein Leben, das wie für diese geschrieben scheint. Im Hollywood der 1930er-Jahre zum Kinderstar gemacht, avancierte sie in den 47 Jahren ihres von psychischen Problemen geprägten Lebens zu einem All-Time-Star. Allein ihre Darstellung der Dorothy in dem Technicolor-Musical Der Zauberer von Oz (1939) hätte gereicht, um sie zu einer Ikone Hollywoods, der Camp-Kultur und pillenwerfender Raver zu machen.

In den Wiener Kammerspielen läuft das Leben der an einer Überdosis Schlaftabletten Verstorbenen im Schnelldurchlauf. Terry Wales Stück Judy - Somewhere Over The Rainbow wird von Michael Gampe nicht als grelles Musical inszeniert, sondern als One-Woman-Show. Ruth Brauer-Kvam, die bereits vor zehn Jahren in die berühmten roten Schuhe schlüpfte, hat nicht nur Wales Text überarbeitet, stimm- und ausdrucksstark zeigt sie auch auf der Bühne, wie sehr ihr diese Rolle gehört. Als zweijähriges Küken schrumpft sie vor den Füßen ihres Produzenten zu einer unglaublichen Possierlichkeit zusammen, um später, ganz Diva, vier Ehen scheitern zu lassen und schließlich verzweifelt in einem Londoner Hotelzimmer zu enden.

Unterstützt wird Brauer-Kvam lediglich von Michael Dangl, der sie nicht nur am Klavier begleitet, sondern auch in die Rollen von Weggefährten Garlands schlüpft. Das hohe Tempo, mit welchem die Biografie erzählt wird, lässt jedoch nicht nur die Konturen der Nebenfiguren verschwimmen, sondern sorgt auch für eine Nivellierung des von Höhen und Tiefen geprägten Lebenswegs Garlands. (dw, DER STANDARD - Printausgabe, 25. März 2011)