Linz - 19 Prozent der Österreicher wollen keine Kreuze in Schulen. Das geht aus einer am Freitag veröffentlichten Umfrage des Linzer Instituts IMAS hervor. Dabei bezeichneten 80 Prozent Österreich als "ein christliches Land". In der Vorwoche hatte der Verfassungsgerichtshof das Anbringen in Kindergärten für zulässig erklärt und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte entschieden, dass Kreuze in Klassenzimmern keine Menschenrechtsverletzung darstellen.

IMAS befragte von 23. Februar bis 14. März 1.001 repräsentativ für die Bevölkerung ab 16 Jahren ausgewählte Personen persönlich. Dabei sprachen sich 70 Prozent dagegen aus, das Kreuz und andere christliche Symbole aus Schulen zu verbannen. Nur 13 Prozent der Befragten sind nicht der Meinung, dass "Österreich ein christliches Land ist und es auch bleiben sollte".

IMAS: Eindeutigkeit "verblüfft"

18 Prozent der SPÖ- und 17 Prozent der ÖVP-Wähler sowie 13 Prozent der Anhänger von FPÖ, FPK und BZÖ erklärten, dass das Kreuz in Schulen eigentlich nichts mehr zu suchen hat. Bei den Sympathisanten der Grünen dagegen sind 34 Prozent dieser Meinung. 79 Prozent der SPÖ- und 87 Prozent der ÖVP-Anhänger sowie 86 Prozent der Wähler von FPÖ, FPK und BZÖ sehen in Österreich "ein christliches Land". Bei den Grünen Sympathisanten sind es nur 50 Prozent.

Laut IMAS verblüfft die Eindeutigkeit, mit der die Bevölkerung trotz zahlreicher Kirchenaustritte im Vorjahr die christlichen Wurzeln ihres Landes betont. 1961 seien noch 89 Prozent der Österreicher Mitglied gewesen, vor 20 Jahren 78 Prozent und 2010 nur mehr 64,8 Prozent, so die Meinungsforscher. 

Bischöfe: Kreuz als "passives Symbol"

Die österreichischen Bischöfe haben unterdessen die Kreuz-Urteile des Verfassungsgerichtshofs (VfGH) und des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) begrüßt und als "bahnbrechend" bezeichnet. Sie sehen darin eine "Stärkung des Menschenrechts auf Religionsfreiheit und eine Wahrung der Rechte von Eltern und Kindern auf religiöse Erziehung", hieß es in einer Erklärung der Bischofskonferenz im Anschluss an die Frühjahrsvollversammlung in Südtirol.

Durch die Entscheidungen der Höchstrichter sehen die Bischöfe das Vertrauen der Bürger in die durch Verfassung und Menschenrechtskonvention garantierten Grundrechte gestärkt. Beide Urteile würden das Kreuz als religiöses und kulturelles Symbol anerkennen, das in den vom Christentum geprägten Ländern Europas ein "wichtiges Element einer gemeinsamen Identität" sei. Es werde auch klar festgehalten, dass vom Kreuz kein Zwang ausgehe und es als "passives Symbol" nicht indoktriniere. (APA)