Über 80 Prozent der heimischen Entscheidungsträger haben hohes Interesse, eine andere Karrieremöglichkeit in Betracht zu ziehen, sind also hoch wechselwillig. Dabei reizen sie nicht materielle, sondern immaterielle Werte - das Einkommen hat offenbar ein Sättigungsniveau erreicht, die Sinnstiftung fehlt.
So weit, so gut für die sogenannten Headhunter (Kopfjäger), die auf der Suche nach Managern sind - die "targets" sind ansprechbar. Gut auch für Firmen, die suchen - sie müssen keine absurde Gehaltsspirale fürchten.
Besonders unzufrieden sind offenbar die Manager in der Konsumgüterindustrie, höhere Funktionen reizen vor allem die Führungskräfte in den Finanzen.
Unternehmen sollten also aufgrund des stark nachlassenden Commitments ihrer Führungscrews gewappnet sein, warnen die Headhunter von Stanton Chase, die für ihr aktuelles Führungskräftebarometer auch in Österreich 1500 Entscheidungsträger befragt haben. Allerdings: Ganz so heiß gegessen wird nicht, denn was die Manager hemmt, sich anderswo schnell mehr Arbeitsglück zu suchen, sind Standortwechsel (wollen sie nicht) und Angst, in zu hoher Konkurrenz zu stehen ("zu viele Führungskräfte auf dem Markt"). Lediglich 23 Prozent zweifeln an ihren Kompetenzen, etwa wenn sich ein Branchenwechsel anböte.
Fast unverständlich die Ergebnisse im Detail zur Mobilität: Eher noch, als einen Standortwechsel in Österreich in Kauf zu nehmen, wären die Leute bereit, ins Ausland zu gehen - da am ehesten in die USA, auch nach Asien, am wenigstens in die GUS-Staaten.
Konzernmüdigkeit?
Weiter im Blick in die Manager-Sehnsucht nach einer besseren Job-Welt: Knapp die Hälfte will mehr Verantwortung im neuen Job , offenbar sind die vielschichtigen Entscheidungsstrukturen und die oft fernab residierenden Entscheidungsadressen auf die Dauer nicht angetan, froh im Job zu machen. Zudem wollen sie mehr ihre "persönlichen Interessen" verwirklichen, ganze 69 Prozent sind mit ihrem Brötchengeber "unzufrieden". Unter zu viel negativem Stress leiden die Manager offenbar nicht - oder sie sagen es nicht, doch: Je jünger, desto mehr Work-Life-Balance ist gefragt. Die Jüngeren sehen auch die besten Chancen im Technologiebereich, die Älteren in den Life-Sciences.
Interessant, wie die Befragten meinen, ihre Karriereziele verwirklichen zu können. Leistung und gute Führung wären da etwas, an das man denken möchte, aber nein: Genannt werden Vergrößerung der Netzwerke und vor allem im öffentlichen Dienst mehr Eigenmarketing. Das bedeutet wohl, dass Coaches und Imageberater weiter gute Geschäfte mit Managern erwarten dürfen. Auch nicht uninteressant, wie die Manager einschätzen, was Unternehmen von ihren Entscheidern erwarten: Strukturen effizienter gestalten und Produktivität steigern wird da an erster Stelle genannt, klare Wertvorstellungen sind schon nicht mehr so wichtig, vor allem im öffentlichen Dienst nicht. Entscheidungsfähigkeit kommt gar nicht vor, die Fähigkeit, eine Belegschaft gesund und arbeitsfähig zu halten, auch nicht.
Tatsächlich viel Anlass für Eigentümer, den Zustand ihrer Firmen etwas genauer anzusehen. (Karin Bauer/DER STANDARD; Printausgabe, 26./27.3.2011)