Seine Arbeitsjahre hat Otto Hans Ressler beisammen: 45 insgesamt, davon die letzten 18 als Mitbegründer und Geschäftsführer des 1993 gegründeten Auktionhauses im Kinsky. Mit Juni 2011 geht seine Frau Rosalinde Ressler, ebendort für Administratives und vor allem die Buchhaltung zuständig, in Pension. Mit dieser Vorstellung, nach so vielen Jahren die Arbeitstage plötzlich nicht mehr gemeinsam zu verbringen, konnte und wollte sich Otto Hans Ressler nicht anfreunden.
Deshalb entschied er sich Ende vergangenen Jahres deutlich kürzerzutreten, die arbeitsintensive Funktion des Geschäftsführers zur Jahresmitte 2011 jemand anderem zu überlassen. Seine Geschäftsanteile übergab er bereits an die beiden Haupteigentümer Ernst Ploil und Michael Kovacek. Als Auktionator bleibt Ressler dem Unternehmen vorerst ebenso weiterhin erhalten, wie als Experte für zeitgenössische Kunst zumindest so lange, bis Kollegin Claudia Mörth-Gasser aus der Karenz zurückkehrt.
Resslers Rückzug erfolgt am Höhepunkt seiner beruflichen Laufbahn: Mit 28 Millionen Euro verzeichnete "im Kinsky" 2010 einen historischen Rekordumsatz, seit 1993 waren es 250 Millionen insgesamt. Per Anzeige suchte "im Kinsky" seit Anfang Jänner über Jenewein also einen Nachfolger: Das Anforderungsprofil verlangte vor allem "Liebe zur Kunst" sowie Erfahrung im fachspezifischen Smalltalk und die Repräsentanz des Unternehmens nach innen und außen. Mehr als 300 Kandidaten sollen sich beworben haben. Kurz vor der Vernissage zur kommende Woche stattfindenden 83. Kunstauktion (29./30. März) verlautbarte man Anfang dieser Woche den neuen Geschäftsführer: Nikolaus (Niki) Schauerhuber, der sich zwar nicht beworben hatte, aber an der von einer Headhunterin skizzierten künftigen Berufslaufbahn Gefallen fand.
Grooviger Start in neue Ära
Schauerhuber, Jahrgang 1969, war zuletzt als Journalist und Moderator beim Hörfunk (Ö1) tätig und berichtete in dieser Funktion auch über den Kunstmarkt. Zu seinen weiteren Vorzügen gehören ein Gesangstalent für Jazz sowie eine familiäre Affinität zum Kunst- und Antiquitätenhandel und vor allem Auktionserfahrung bei Westlicht, wo er in den vergangenen acht Jahren Photographica und klassische Fotografie versteigerte. Letztere Funktion wird er überraschenderweise beibehalten, als Kinsky-Geschäftsführer seine Dienste auch weiterhin Peter Coeln angedeihen lassen.
Offiziell tritt der 42-Jährige als Geschäftsführer am 2. Mai in die Fußstapfen seines Vorgängers. Nicht nur theoretisch sind diese verhältnismäßig groß. Mit einer Schuhgröße von 42,5 hat Schauerhuber hier einigen Spielraum gegenüber Otto Hans Resslers 45/46. Die erste Zeit werden die beiden übergabetechnisch noch Seite an Seite verbringen. (kron, DER STANDARD/ALBUM - Printausgabe, 26./27. März 2011)