Wien - Die Bank Austria Worldwide Fund Management Ltd. (BAWFM) hat bei Geschäften mit dem US-Milliardenbetrüger Bernard Madoff angeblich Warnungen der Bank-Austria-Innenrevision ignoriert. Dies geht aus einem bankinternen Revisionsbericht aus dem Jahr 2001, der dem Wirtschaftsmagazin "Format" vorliegt, hervor. Die BAWFM war als Investmentberater für den von Madoff gemanagten Primeo-Fonds tätig.

"Über die Beauftragung des tatsächlich operativ agierenden Managers (Madoff, Anm.) gibt es keinen schriftlichen Vertrag mit der BAWFM", zitiert das Magazin aus dem Bericht. Weiters heißt es: "Aus Haftungsgründen sollte nochmals versucht werden, vom Manager eine schriftliche Unterlage zu erhalten, wonach sich dieser verpflichtet, die Fondsbestimmungen einzuhalten." Das Fehlen von Unterlagen sei "kritisch" und erfordere "Handlungsbedarf", so die bankinternen Revisoren.

Vorstände informiert

Im Jahr 2003 wurde laut "Format" erneut geprüft: "Eine schriftliche Vereinbarung mit Madoff über dessen Aktivitäten gibt es bis dato nicht", erinnerten die Prüfer. Weiter heißt es in dem Bericht: "Die BAWFM ist bei der Kontrolle der Transaktionen nahezu ausschließlich auf Informationen seitens des Managers angewiesen." Weil sich eine Vereinbarung mit Madoff als schwierig abzeichnete, wollten die Revisoren eine rechtliche Stellungnahme: "Die Revision hat daher die Einholung einer rechtlichen Stellungnahme hinsichtlich der Haftungssituation der BAWFM bzw. der BA-CA empfohlen", heißt es in dem Papier. Das Haftungsrisiko der Bank wurde damals laut dem Magazin mit 350 Mio. Dollar beziffert.

Auf dem Verteiler des Revisionsberichts des Jahres 2001 sollen sich die Namen von Ex-Vorstand Franz Zwickl, damals zuständig für Konzernrevision, Friedrich Kadrnoska sowie Karl Samstag befinden. Der damalige Vorstandsvorsitzende Gerhard Randa stand ebenfalls auf dem Verteiler. Auch im Jahr 2003 wurden laut dem Magazin die maßgeblichen Personen von den Prüfungsergebnissen informiert. Unter anderem der derzeitige Bank-Austria-Chef Willibald Cernko, der damals im Vorstand für Asset Management zuständig war.

Die Bank Austria wollte auf Anfrage des "Formats" laufende Verfahren nicht kommentieren. Es wurde darauf verwiesen, dass "einzelne Dokumente immer im Kontext zu sehen seien". Die Bank Austria sieht sich als "Opfer" von Madoff.

Früherer BA-Anwalt verklagt

Vergangene Woche wurde der frühere Bank-Austria-Anwalt Ewald Weninger von Madoff-Opferanwalt Irving Picard beim Bundeskonkursgericht in Manhattan auf die Rückzahlung von Honoraren im Umfang von 810.000 US-Dollar verklagt, berichtete die Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Der Anwalt hatte Weninger im März 2010 engagiert, um Personen in Österreich ausfindig zu machen, welche in Madoffs Betrügereien möglicherweise involviert waren. Weninger habe aber vielleicht vertrauliche Informationen, Dokumente, Strategien und Taktiken rund um die Klage an eine odere mehrere Parteien offengelegt, zitiert Bloomberg aus der Klage. Weninger wollte sich gegenüber "Format" unter Verweis auf seine Verschwiegenheitspflicht zu den Vorwürfen in der Klage nicht äußern. (APA)