Bis Ende 2011 sollen alle 143 Atomkraftwerke auf dem Gebiet der Union einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen und bewertet werden. Die Nachbarländer, wie die Ukraine und Weißrussland, in denen vermutlich einige Meiler der gefährlichen Art stehen, sollen dazu auch eingeladen werden.

Das haben die Staats- und Regierungschefs der Union beim Gipfel am Freitag in Brüssel vereinbart. Dem ging eine zähe Debatte über die Kriterien der Tests voran. Die Forderung nach einem generellen Atomausstieg in Europa, den Bundeskanzler Werner Faymann mit einem EU-Begehren in Österreich anstoßen will, spielte dabei keine Rolle. Die Wahl der Energieerzeugung sei nationale Sache, räumte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel ein.

Was nun die Stresstests betrifft, einigte man sich auf einen Kompromiss, der den Atom-Nationen wie Frankreich, Italien oder Großbritannien entgegenkommt: Die EU-Kommission ist beauftragt, mit den Staaten die Kriterien ("höchste Standards") und den Umfang der Tests festzulegen. Dabei soll sie sich auf vorhandenes Wissen der westeuropäischen Atomaufsichtsbehörden stützen.

Durchgeführt werden die Tests aber von den nationalen Behörden, die der Kommission die Ergebnisse dann in voller Transparenz übermitteln. Brüssel nimmt dann eine Bewertung vor, veröffentlicht die Ergebnisse. Über mögliche Konsequenzen wird der EU-Gipfel Ende 2011 beraten. (Thomas Mayer aus Brüssel/DER STANDARD, Printausgabe, 26.3.2011)