Foto: Hilton

Hochwasser wie jenes von 1954 hat das Hilton durch den Bau der Donauinsel nicht zu befürchten. Vielmehr bekommt es durch diese Lage jetzt Oberwasser.

(Fotos: Hilton, Bezirksmuseum 1020)

Foto: Bezirksmuseum 1020

Mit der Renovierung des ursprünglich als Getreidespeicher genutzten Hilton Vienna Danube sollen verstärkt Businessgäste angesprochen werden. Anlass dazu gibt das geschäftige Treiben in Donau-Nähe.

"An der schönen blauen Donau", wie Johann Strauß sich das vorstellte, liegt Wien nimmermehr. Grau sind die Wasserfronten – und durchwegs verhärtet im 2. Bezirk: Bahntrasse und Handelskai machen Flaneuren, die dem städteplanerischen Konzept einer angeblich näher rückenden "Waterfront" hier folgen, einen Strich aus Stahl und Beton durch die Rechnung. Die Donau ist zum Greifen nah, bleibt aber an vielen Stellen so unerreichbar wie das Wasser einer Oase in der Fatamorgana.

Auf den ersten Blick scheinen das keine idealen Rahmenbedingungen zu sein für ein Stadthotel am Wasser, das auch mit der Verbundenheit zur "Donaumetropole vom Stephansdom bis zum Museumsquartier" wirbt. Allerdings kam das Zentrum dem Hilton Vienna Danube durch die Verlängerung der U-Bahn-Linie 2 bereits ein wenig entgegen: In vier Gehminuten ist die Station "Stadion" erreicht, in sieben weiteren Fahrminuten die Innenstadt. Relevanter für eines der größten Kongresshotels Österreichs ist aber ohnehin die gute Erreichbarkeit per Flughafenbus oder Auto.

Ursprüngliche Nutzung als Getreidespeicher

Und wer erst einmal hier ist, dürfen die Betreiber des Hotels vermuten, bleibt der Donau gewogen. Sie wird ab November 2011 vorwiegend als beruhigende Arbeitskulisse dienen; zumindest jenen unter den maximal 775 Meetinggästen, die in den Konferenzräumen auf der flusszugewandten Seite tagen. Zu diesem Zeitpunkt ist dann auch die dritte und letzte Phase der Sanierung in einem seit 1986 als Hotel genutzten Haus abgeschlossen.

Am 21. März wurde vorerst einmal hergezeigt, wie beinahe schon die Hälfte der 367 Zimmer bei laufendem Betrieb und von den Gästen weitgehend unbemerkt renoviert werden konnte. Möglich war dies vor allem deshalb, weil der 1912 als Getreidespeicher eröffnete Bau über zwei – auch akustisch – gut voneinander getrennte Flügel verfügt. Allerdings bestimmt die ursprüngliche Nutzung als Speicher noch heute den Rahmen für die Neugestaltung: Im Positiven, weil selbst die Standardzimmer mit durchschnittlich 40 Quadratmeter auch nach dem Umbau die größten der Stadt bleiben werden; und im Negativen, weil die dunklen Gänge eines ehemaligen Depots nur mit erheblichem finanziellen Aufwand freundlicher zu gestalten sind.

Das Investitionsvolumen von insgesamt 17,8 Millionen Euro für die Sanierung und die Erweiterung um einen multifunktionalen Ballsaal ist auch aus einem anderen Aspekt erwähnenswert: Manfred Wiltschnigg, Vorstandsmitglied der Immofinanz Gruppe, die auch als Eigentümer auftritt, hört das "Waterfront"-Konzept und die Nachfrage bereits wachsen.

Alles in Wassernähe zählt

Aus Sicht des Hoteldirektors Stephan Reiter wurde dieses sogar schon umgesetzt – zumindest ausreichend für die Auslastung eines Beherbergungsbetriebs an der Donau: "Die räumliche Nähe zu Bürogebäuden wie dem Catamaran brachte bereits vor dem Umbau Kunden." Zudem muss den Direktor gar nicht erst kümmern, ob hier Gewerbeimmobilien wie die angesprochene ÖGB-Zentrale im engeren Sinn zur "Waterfront" zählen.

Synergieeffekte würden sich auch durch die Konzernzentralen "im Hinterland" ergeben, die Messe Wien und sogar die Uno-City wären noch immer nah genug, um die Zielgruppe der Business-Gäste zu erreichen. Vor allem aber der Bau der neuen Wirtschaftsuniversität Wien in unmittelbarer Nähe habe das Hilton-Management darin bestärkt, das Haus künftig noch stärker im Geschäftssegment zu positionieren. Dass die Uni auch eine Belebung des gesamten Grätzels durch neue Beisln bringen wird, hofft Reiter jedenfalls.

Aus der Perspektive eines Gewerbebetriebs im internationalen Businesspark wird der Erfolg des "Waterfront"-Konzepts also kaum davon abhängen, wie gut sich hier Wiener Spaziergänger künftig zurechtfinden. Zumindest anekdotisch belegbar ist aber, wie sehr das Hilton mit der Renovierung nun an eine "heimische Wasserfront" glaubt. Bisher hielt sich das Haus vor allem mit schwedischem Smörgasbord kulinarisch nahe am Thema. Ab jetzt dürfen hier frische Fische öfter auch aus österreichischen Gewässern kommen. (Sascha Aumüller, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26./27.3.2011)