Welche Bereiche das als "Waterfront" vermarktete Entwicklungskonzept der Stadt Wien erfassen soll, kann vier Jahre nach der großen internationalen Städtekonferenz zum Thema nur näherungsweise beantwortet werden. Räumlich umfasst es im Wesentlichen das Donauufer entlang des Handelskais zwischen der U6-Brücke im 20. Bezirk und der U2-Brücke im 2. Bezirk sowie das innerstädtische Gebiet um den Donaukanal.

Damals wollte man aber auch von guten Umsetzungen in Hamburg, Glasgow oder Oslo abschauen und daraus vor allem Lehren für das rechte Donauufer ziehen. Städteplanerisch versteht sich die Wiener "Waterfront" daher als Mischkonzept mit teilweise konkurrierenden und teilweise synergetischen Ansätzen für die gewerbliche, die Wohn- und die Freizeitnutzung. Bürogebäude wie der "Catamaran" im Süden und das "Rivergate" im Norden zählen zu den Pionieren bei der Realisierung. Nicht unmittelbar involviert in die Umsetzung ist derzeit der Immobilienentwickler UBM. Allerdings hat er bereits Erfahrungen gesammelt bei der Planung des "Floridotowers", einem Büroturm im 21. Bezirk nahe am Wasser, der hier so wie die meisten geplanten Gebäude der "Waterfront" eine Landmark-Funktion erfüllen soll. Letztere sei denn auch wichtiger für die Vermarktung als das gemeinsame Auftreten unter einer Dachmarke, glaubt man bei UBM.

Dass das Zielgebiet dennoch nicht beliebig definierbar ist, weiß Karl Bier, Vorstandsvorsitzender der UBM: "Die andere Seite der Donau ist zwangsläufig durch die Flächenwidmung ausgenommen. Das ist auch einer der Nachteile von Wien im Vergleich zu Budapest oder Bratislava. Dennoch soll das nicht heißen: ,Bitte bebaut jetzt auch die Donauinsel.'"

Das gesamte Gebiet an der Donau habe freilich "riesiges Potenzial", aber nach dem Marketing-Konzept müssten auch konkrete Entwicklungsanreize folgen. Als Beispiel nennt Bier die Reaktivierung der Donauufer- und der Donauländebahn für den Personenverkehr: "Es wäre ein wichtiger Impuls, den Schnellbahnring hier bis Meidling zu schließen."

Vor allem aber müsse man sich frühzeitig darüber im Klaren sein, welche Nutzung hier gewünscht ist - und wie der Begriff des Gewerbegebiets definiert wird. Bürogebäude zählt man bei UBM nicht dazu, weil sie nicht im Widerspruch zur Aufwertung als Wohngebiet stünden. Bier: "In den Siebzigern hätten wir noch gesagt: Hier Wohnstadt - da Arbeitsstadt. Heute sind wir in der Lage, das reizvoll miteinander zu verbinden." Für die Industrienutzung sei der Standort nicht nur jetzt schon zu teuer, sondern auch unpassend: "Dezidierte Gewerbeflächen wären wohl ziemlich kontraproduktiv in einem Gebiet mit hoher Lebensqualität." (saum, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26./27.3.2011)