Belgrad - Belgrad hat von Wien die Auslieferung des pensionierten bosnischen Generals Jovo Divjak beantragt. Die serbische Justizministerin Snezana Malovic erklärte gegenüber der staatlichen Presseagentur Tanjug am heutigen Samstag, dass der Antrag "vor mehr als zehn Tagen" an Wien gerichtet worden sei.

Divjak war am 3. März auf dem Wiener Flughafen Schwechat auf Basis eines serbischen Haftbefehls festgenommen worden. Serbien belastet den 73-jährigen General für einen Angriff auf die Anfang Mai 1992 aus Sarajevo abziehenden jugoslawischen Streitkräfte. Nach Angaben der serbischen Sonderstaatsanwaltschaft für Kriegsverbrechen hatte es damals in der Dobrovoljacka-Straße 18 Tote und 21 Verletzte gegeben.

Einen Auslieferungsantrag an Wien hatte Mitte dieser Woche auch Bosnien-Herzegowina gerichtet. In Sarajevo werden im Fall Dobrovoljacka-Straße seit sechs Jahren Ermittlungen gegen 15 Personen, darunter Divjak, geführt. Der bosnische Staatsanwalt Milorad Barasin erwartet nach eigenen Angaben ihren Abschluss bis Jahresmitte. Gegenüber der Belgrader Tageszeitung "Politika" hatte Basarin diese Woche den serbischen Sonderstaatsanwalt Vladimir Vukcevic wegen Parallelermittlungen kritisiert.

Die Justizministerin Malovic bekundete am Samstag allerdings die Erwartungen, dass die bosnische und serbische Staatsanwaltschaften demnächst ein Abkommen über die wechselseitige Abtretung von Beweisunterlagen abschließen werden. Dies wäre ein entscheidender Schritt zur Förderung der Zusammenarbeit bei der Verfolgung von Kriegsverbrechen, meinte die Ministerin. Ein ähnliches Abkommen hatte Belgrad bereits mit Kroatien abgeschlossen.

Divjak, einer der beliebtesten einstigen Befehlshaber der bosnischen Kriegsarmee ABiH und Verteidiger von Sarajevo, war am 8. März aus der Auslieferungshaft in Korneuburg gegen Kaution in Höhe von 500.000 Euro auf freien Fuß gesetzt worden. (APA)