Chicago/Tokio - Der US-Autokonzern Ford hält wegen Produktions- und Lieferengpässen nach der Erdbebenkatastrophe in Japan die Bänder in seinem belgischen Werk an. In Genk werde die Arbeit für fünf Tage ab dem 4. April ruhen, sagte ein Firmensprecher. Auch andere Autobauer, beispielsweise General Motors in den USA, haben zeitlich befristet die Produktion an einigen Standorten wegen fehlender Teile ausgesetzt.

Die von Ford angekündigte Produktionsunterbrechung sei eine Vorsichtsmaßnahme. Bisher gebe es keine Lieferprobleme, sagte ein Sprecher. Für Autos in bestimmten Farben nimmt der zweitgrößte US-Autobauer keine Bestellungen mehr entgegen. Das für diese speziellen Pigmente zuständige Werk von Merck befindet sich nahe des Katastrophenreaktors Fukushima und wurde evakuiert.

Japanische Autohersteller überlegen unterdessen, ihre Produktion abwechselnd herunterzufahren, um Strom zu sparen. Damit soll verhindert werden, dass die Stromversorgung wegen Engpässen nach dem Ausfall des havarierten Atomkraftwerks rationiert wird. Das berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf Branchenkreise. Ein kompletter Stromausfall für drei Stunden würde beispielsweise eine Karosseriefertigung für neun Stunden lahmlegen. Erwartet wird, dass sich die Unternehmen in Kürze im Rahmen eines Treffens beim Branchenverband auf einen Rotationszeitplan einigen. Andere Industriezweige könnten folgen.

Die Produktion in der japanischen Autobranche ist durch die Folgen des schweren Erdbebens ohnehin deutlich eingeschränkt. Die acht größten Hersteller erwarten Produktionsausfälle von etwa 365.000 Fahrzeugen. Wenn die Bänder nicht zu den bisher geplanten Zeitpunkten wieder anlaufen könnten, seien höhere Ausfälle möglich. (Reuters, DER STANDARD, Printausgabe, 28.3.2011)