Rom - Dem angekündigten französisch-britischen Plan für Libyen will nun Rom eine italienisch-deutsche Initiative entgegenstellen: Außenminister Franco Frattini erklärte am Sonntag, die Regierung führe bereits entsprechende Gespräche mit Berlin.

Erster Schritt eines solchen Friedensplans sei ein Waffenstillstand, der von der Uno überwacht werden müsse. Die notwendige Einrichtung eines humanitären Korridors könne dagegen von der Türkei kontrolliert werden, mit der Italien bereits Gespräche führe. Dann müssten Kontakte zu allen libyschen Stämmen aufgenommen werden, um sie in eine Friedensinitiative einzubinden. Der Arabischen Liga und der Afrikanischen Union will Rom die Aufgabe anvertrauen, ein geeignetes Exil für Muammar al-Gaddafi zu finden, dessen Verbleib in Libyen undenkbar sei.

Polemik um Frattini-Idee

Für Polemiken sorgt unterdessen Frattinis Vorschlag, den tunesischen Flüchtlingen in Italien 1500 bis 2000 Euro aus EU-Mitteln als Anreiz zur Rückkehr anzubieten. Lega-Nord-Chef Umberto Bossi lehnt den von Innenminister Roberto Maroni unterstützten Vorschlag ab: "Die Tunesier gehören sofort auf ein Schiff verladen und zurückgebracht. Und falls sie wieder kommen, schickt man sie erneut zurück."

Frattini und Maroni hatten am Freitag in Tunis einen ersten Erfolg erzielt: Demzufolge ist Tunesien zur Flüchtlingskontrolle bereit, falls Italien Schiffe und technische Ausrüstung für rund 115 Millionen Euro liefert.

In Lampedusa landeten weitere 1200 Flüchtlinge. 550 wurden mit einem Schiff in ein neues Aufnahmelager bei Taranto in Sizilien gebracht, eine Fähre sollte weitere 1000 aufs Festland bringen. In Linosa, 45 Kilometer nordöstlich von Lampedusa, sind erstmals 350 Flüchtlinge aus Misrata gelandet. Es handelt sich um Eriträer und Somalier. Eine Frau, die auf See ein Kind zur Welt gebracht hatte, wurde mit einem Hubschrauber ausgeflogen. (mu/DER STANDARD, Printausgabe, 28.3.2011)