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Konsolidierung am US-Zeitungsmarkt.

Foto: AP/Altaffer

Das Blutvergießen im Zeitungsbereich scheint gestoppt." Dieser Befund findet sich im neuesten Jahresbericht über den Zustand der US-Medien, der vom Journalismusinstitut der George Washington University vorgestellt wurde. Nach zwei Krisenjahren hat sich auch der Jobabbau in Medienunternehmen generell abgeschwächt, größere Unternehmen wie Bloomberg stellen bis Ende 2011 rund 150 Journalisten allein in Washington neu ein. Auch Rupert Murdochs Tablet-Zeitung The Daily engagiert mehr als hundert Journalisten. Damit wurden zum ersten Mal in der US-Geschichte die in Krisenzeiten reduzierten Jobs substituiert, erklärte Tom Rosenstiel bei der Vorstellung des Berichts.

Mehr Leser als jemals zuvor

Auch der Rückgang der Leserzahlen im Vergleich zu 2009 konnte gestoppt werden. "Viele Zeitungen können mit Recht behaupten, sie hätten zusammen mit ihrer Online-Ausgabe viel mehr Leser als jemals zuvor", sagt Rosenstiel. Der frühere Medienkritiker der Los Angeles Times warnte bei der Präsentation vor Journalistinnen aus 40 Ländern ausdrücklich davor, die US-Trend zu verallgemeinern: Es sei ein Mythos, dass es überall ein Zeitungssterben gebe. "Das ist vor allem auf die Vereinigten Staaten beschränkt. Die Zeitungen in den USA leiden mehr als anderswo, weil sie zu 70 bis 80 Prozent von Anzeigeneinnahmen abhängig sind, im Rest der Welt sind 60 Prozent der Durchschnitt."

Erstmals haben in den USA 2010 die Anzeigeneinnahmen im Onlinebereich jene im Printsektor überschritten. Während der Zeitungssektor einen Rückgang um 6,4 Prozent verzeichnete, gab es einen Anstieg im Onlinebereich um 13,9 Prozent.

Einen Trend gebe es aber weltweit: dass Unternehmen wie Apple und Google an den Einnahmen im Anzeigenbereich oder bei der Registrierung partizipieren und vor allem über die Nutzerdaten verfügen. Für Rosenstiel ist das ein Grund zur Besorgnis: "Die Medienunternehmen haben nicht mehr die Kontrolle über die eigene Zukunft." Er verweist auf NBC, CBS und Forbes, die nun versuchen, eigene Wege zu beschreiten, um Drittparteien auszuschalten.

Bereit zu zahlen

Generell sieht Rosenstiel eine steigende Bereitschaft, für die Onlinenutzung zu zahlen. Früher sei die TV-Nutzung frei gewesen, inzwischen sei es selbstverständlich, für Kabel-TV oder einen Sat-Zugang zu zahlen. Auch die Tablet-Nutzung nehme zu: Während bei der Umfrage im September 2010 vier Prozent angaben, ein solches Gerät zu besitzen, waren es im Jänner 2011 schon sieben Prozent. Rosenstiel warnte aber davor zu glauben, "man könne einfach seine Medieninhalte über alle Kanäle ergießen. Jedes Medium hat seine eigene Struktur und muss extra bedient werden." (Alexandra Föderl-Schmid aus Washington/DER STANDARD; Printausgabe, 28.3.2011)