Bürgermeister Siegfried Nagl kann beruhigt sein. So schnell wird ihm - auch wenn die SPÖ nun ihre Führung neu geregelt hat - keine Konkurrenz erwachsen. Die Grazer Roten sind nach wie vor auf Selbstfindungstrip.
Nagls ÖVP hat in den letzten Jahren mit den Grünen eine durchaus stabile, wenn auch bisweilen schräge Partnerschaft aufgebaut. Selbst von Grün-Fundis, denen der Pakt mit dem erzkonservativen Nagl zuwider war, ist nichts mehr zu hören. Sie registrierten, dass ihre Vizebürgermeisterin Lisa Rücker - wenn auch mit Kompromissen - gegen alle Befürchtungen doch einigermaßen stur an der grünen Sache arbeitet. Auch Nagl hat sein Klientel fest im Griff.
Und dann ist - einzigartig in Österreich - noch die KPÖ, die sich als linke, soziale Alternative zur SPÖ etabliert hat. Den Rest besorgen die Recken der Freiheitlichen. Wo bleibt da noch ein Platz für die SPÖ, die in so ziemlich allen urbanen Belangen Terrain um Terrain abgegeben hat, kein Thema mehr besetzt und sich zuletzt mit internen Machtkämpfen paralysiert hat? Stellt sich in der Konsequenz die Frage, wozu es diese Partei in Graz überhaupt noch gibt.
Das weiß auch der neue Parteichef Edmund Müller noch nicht wirklich. Er verspricht zwar einen Aufbruch, aber gibt noch keine klare Antwort, wo er die SPÖ verorten will. Viel Zeit bleibt ihm nicht. 2013 stehen die Gemeinderatswahlen an. Bis dorthin muss er eine tragende Rolle für seine Partei zwischen VP, Grünen und KP gefunden haben. (Walter Müller, STANDARD-Printausgabe, 28.3.2011)