Peking - China greift im Kampf gegen die Inflation zu immer härteren Mitteln. Die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission senkte am Montag die Höchstpreise für mehr als 1.200 Sorten von Antibiotika und Kreislaufmedikamenten. Die Preisobergrenze wird nach Berechnungen des Fachblatts "China Pharma" um durchschnittlich 21 Prozent gesenkt. Die Patienten würden dadurch um mehr als zehn Milliarden Yuan (1,086 Mrd. Euro) entlastet, erklärte die Kommission. Wer gegen die Vorgaben verstößt, muss mit harten Strafen rechnen - von Bußgeld bis hin zur Zwangsschließung.
Die Staatsführung geht auch aus Sorge vor sozialen Unruhen gegen die Inflation vor. Ende vergangenen Jahres wurde bereits ein Maßnahmepaket verabschiedet, das den Preisanstieg bei Lebensmitteln begrenzen soll. Es reicht von Razzien gegen Wucherer über Strafen für das Horten von Lebensmitteln bis hin zum Absenken von Mautgebühren für den Transport von Obst und Gemüse. Steigende Reispreise hatten 1989 zu den massiven Protesten gegen die Regierung beigetragen, die schließlich blutig niedergeschlagen wurden.
Vier-Prozent-Ziel
Trotz steigender Ölpreise sieht sich China bei der Bekämpfung der Inflation auf gutem Weg. Das Inflationsziel von vier Prozent könne in diesem Jahr eingehalten werden, schrieb die "People's Daily", die wichtigste Zeitung der Kommunistischen Partei, am Montag auf ihrer Titelseite. Im Februar lag die Teuerungsrate mit 4,9 Prozent deutlich darüber. "Die Partei und der Staatsrat achten genau auf die Preisstabilität", hieß es darin. "Und es gibt gute Gründe dafür, dass das diesjährige Inflationsziel eingehalten werden kann, solange wir aktiv vorgehen."
China hat im vergangenen halben Jahr dreimal den Leitzins und sechsmal die Reserveeinlagen der Kreditinstitute bei der Zentralbank angehoben. Damit soll Geld teurer gemacht und das Kreditvolumen begrenzt werden, um die Nachfrage und damit die Teuerung einzudämmen.
Experten zufolge sind von der Preisbegrenzung bei Medikamenten auch internationale Pharmakonzerne wie Pfizer, Novartis, GlaxoSmithKline und Sanofi Aventis betroffen. Stärker zu schaffen machen dürfte die Neuregelung aber den kleinen chinesischen Herstellern. "Das hat definitiv negative Folgen für den Gewinn", sagte Analyst Linus Yio von First Shanghai Securities in Hongkong.
Die chinesischen Krankenhäuser gelten als notorische Geldverschwender. Um ihren Umsatz zu steigern und ihre Ärzte bezahlen zu können, verschreiben sie oft teure oder unnötige Medikamente. (APA/Reuters)