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Von Beginn an gaben die libyschen Rebellen Rätsel auf - was dazu beitrug, dass sich die USA ihre Unterstützung relativ lange überlegten. Seit voriger Woche existiert nun eine libysche Gegenregierung, geführt von Mahmud Jibril. Bis dahin war das politische Instrument der Opposition ein Nationaler Übergangsrat, dessen Präsident Exjustizminister Mustafa Abdul Jalil und dessen "Vorsitzender der Exekutive" bereits Jibril war. Insofern ist es logisch, dass Jibril nun zum Regierungschef bestimmt wurde.

Allerdings hatte es einen Streit zweier Fraktionen in der Opposition gegeben: Die eine wollte sofort eine Regierung, die andere ausdrücklich nicht - denn es sollte nicht der Eindruck entstehen, dass es sich um eine "Regierung des Ostens" handle und damit die Spaltung Libyens vorgegeben sei. Die Entscheidung der Westallianz, Muammar al-Gaddafi kurzerhand zu "nicht legitim" zu erklären, gab wohl den Ausschlag.

Mahmud Jibril, der bereits im Ausland für den Nationalrat verhandelt hat, ist eine der wenigen libyschen Oppositionsfiguren (ausgenommen die Exillibyer), die in der freien Welt ganz gut vernetzt sind. Jibril ist 1952 in Bengasi geboren, hat in Kairo und danach in Pittsburgh in den USA studiert und dort seinen Master und sein Doktorat in "Strategischer Planung" gemacht. Etliche Jahre unterrichtete er sein Fach in Pittsburgh und schrieb dazu Bücher. Für etliche arabische Regierungen - auch die libysche - erstellte und managte er Trainingsprogramme für Führungskräfte, die sich die wirtschaftliche Öffnung ihrer Länder vorgenommen hatten.

2007 trat er vollends in die Dienste Muammar al-Gaddafis: Der Neoliberale Jibril wurde Chef des NEDB, des National Economic Development Board. Die Sanktionszeit war vorbei, die libysche Wirtschaft sollte auf Vordermann gebracht werden. Manche sagen, dass er dabei brav den Ratschlägen von US-Konsulenten folgte und damit auch die Interessen seiner amerikanischen Freunde vertrat.

Jibril galt als Alliierter von Gaddafi-Sohn Saif al-Islam bei der Modernisierung des Landes. Im November 2010 dürfte er sich mit der Führung verkracht haben, wohl ein Richtungsstreit. Al-Baghdadi Ali al-Mahmudi, im libyschen System so etwas wie ein Premier, war damals Jibrils nomineller Chef und galt als Dinosaurier - allerdings heißt es, dass Baghdadi sich jetzt ebenfalls von Gaddafi abgewandt hat und in Tripolis unter Hausarrest steht. (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 29.3.2011)