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An der Spitze der Wissenschaftsrangliste ist alles beim Alten - die USA sind Nummer 1.

Foto: AP/Manish Swarup

London - An der Spitze ist alles beim Alten, dennoch zeichnen sich großräumige Veränderungen ab: Die Vereinigten Staaten sind zwar sowohl bei der Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen wie auch bei den Zitierungen weiterhin das Maß aller Dinge, doch der Abstand zum Rest der Welt hat sich deutlich verringert, wie eine neue Vergleichsstudie der Royal Society dokumentiert.

Die britischen "Wissenschaftsvermesser" verglichen für ihre Untersuchung unter anderem den weltweiten wissenschaftlichen Output des Zeitraums 1999 bis 2003 mit den Jahren 2004 bis 2008. Und dabei zeigte sich, dass der Anteil der USA bei den Artikeln weltweit von 26,4 Prozent auf 21,2 Prozent sank. Auch der Anteil der Zitierungen ging ähnlich stark zurück: nämlich von 38,6 auf 30,4 Prozent.

Auf der Überholspur bei den Publikationen ist China. War das Land bis 2003 nur auf Platz vier mit einem Weltanteil von 4,4 Prozent der Publikationen, so haben die chinesischen Forscher bei den Veröffentlichungen bis 2008 auf 10,2 Prozent zugelegt und damit die Kollegen aus Großbritannien und Japan, die bei rund sechs Prozent halten, längst überrundet.

Nicht ganz so gut sieht es mit der Qualität der wissenschaftlichen Arbeiten aus dem Reich der Mitte aus: Da liegt China im weltweiten Vergleich für die fünf Jahre zwischen 2003 bis 2008 mit 3,7 Prozent auf Rang sieben. Hinter den USA auf Rang zwei findet sich in dieser Liste Großbritannien (8,1 Prozent) und auf Rang 3 Deutschland (7,3 Prozent), gefolgt von Japan, Frankreich und Kanada.

Laut den Studienautoren würde sich der kometenhafte Aufstieg Chinas und anderer Schwellenländer aber vor allem im Zuwachs der Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) zeigen bzw. in der Anzahl der Forscher.

Neben Indien und Brasilien fielen den britischen Szientometrikern aber auch noch einige Überraschungskandidaten auf:

  • Die Türkei hat ihre F&E-Ausgaben zwischen 1995 und 2007 versechsfacht und 2008 viermal so viel wissenschaftlich publiziert wie 1996.
  • Iranische Forscher haben ihren Output am stärksten gesteigert: von 736 Artikeln 1996 auf 13.238 im Jahr 2008. 2030 will das Land vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in F&E investieren.
  • Tunesien hat den F&E-Anteil von 0,03 Prozent 1996 auf 1,25 Prozent 2009 gesteigert.
  • Singapur hat seine F&E-Ausgaben zwischen 1996 und 2007 verdoppelt, seinen Publikationsausstoß verdreifacht.

Die Schlussfolgerung der Studienautoren: Wissenschaft ist heute globalisierter denn je. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29. März 2011)