Wien - Die Personalauswahl von ÖVP-Obmann Josef Pröll stand in den letzten Wochen häufig im Zentrum der Kritik: Die ÖVP-Regierungsmitglieder und Klubobmann Karlheinz Kopf demonstrieren dennoch ihre Unterstützung  Eine Obmanndebatte stellte man jedoch vor dem Ministerrat in Abrede. Außenminister Michael Spindelegger meinte: "Das ist Unsinn."

Im Zuge der Korruptionsaffäre war ÖVP-intern und teils auch öffentlich nicht nur Kritik an Pröll, sondern auch am Krisenmanagement der Parteizentrale und an Klubobmann Kopf geübt worden. Generalsekretär Fritz Kaltenegger wird angelastet, die Affäre Strasser zunächst als Privatkonflikt zwischen Strasser und dem von der Partei übergangenen Othmar Karas abgetan zu haben. Kopf wiederum wurde mit heftiger Kritik an seinem Führungsstil konfrontiert. Ihm wurde u.a. schlechte Kommunikation und fehlende Transparenz vorgeworfen. In mehren Medien wird nun seit einigen Tagen über personelle Änderungen in der ÖVP und eine Obmanndebatte spekuliert.

Keine Obmanndebatte

Davon wollten die schwarzen Minister und Klubobmann Kopf am Dienstag vor dem Ministerrat freilich nichts wissen. Dass die ÖVP schon bessere Zeiten hatte, das sei kein "großes Geheimnis", so Kopf. Man arbeite jedoch daran, wieder voran zu kommen. Der an einer Lungenembolie erkrankte Pröll befinde sich bereits auf dem Weg zur Besserung und werde "tatkräftig" zurückkehren. Die Obmanndebatte sei eine Erfindung der Medien, meinte Kopf. Dass Pröll in der Vergangenheit eine schlechte Personalauswahl getroffen habe, ließ er nicht gelten: "Alle Parteien hatten und haben Probleme mit Personal in ihren Reihen. Es ist zutiefst menschlich, dass man sich mal täuschen kann."

Auch Innenministerin und stellvertretende Bundesparteichefin Maria Fekter erklärte: "Das ist Kaffeesudlesen." Für Spindelegger, bei dem spekuliert wurde, er könnte die Obmannschaft übernehmen, komme diese Debatte lediglich "von außen". "Ich bin gerne Außenminister", wies er Spekulationen zurück. Mit Prölls Personalentscheidungen in der Vergangenheit zeigte sich Spindelegger zufrieden, diese habe er schließlich auch mitgetragen. Den Fall Strasser bezeichnete er als "persönliche Tragödie und Enttäuschung für viele". An einer "virtuellen" Obmanndebatte werde er sich aber nicht beteiligen.

Partei steht hinter Pröll

Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner sieht "keinen Ansatzpunkt" für eine Obmanndebatte, Querelen im Klub seien laut seiner Information ausgeräumt. "Ich sehe keine Obmanndebatte", so auch die Wissenschaftsministerin Beatrix Karl. Die Partei stehe hinter Pröll und wenn dieser zurückkommt, werde man wieder "durchstarten".

Justizministerin Claudia Bandion-Ortner wies darauf hin, dass sie kein ÖVP-Mitglied sei. Aber auch aus ihrer Sicht gebe es keine Obmanndebatte. SPÖ-Finanzstaatssekretär Andreas Schieder richtete Pröll die Solidarität der Regierung aus. In so einem Krankheitsfall sei klar, "dass die Regierung sich solidarisch unterstützt". (APA)