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Rebellen auf dem Rückzug. Das Bild entstand am Diesntag bei Bin Jawaad, 150 km östlich von Sirte.

Foto: AP/dapd/Anja Niedringhaus/

Tripolis - Truppen des libyschen Machthabers Muammar Gaddafi haben den Vormarsch von Rebellen Richtung Westen zunächst gestoppt. Nach schwerem Artillerie- und Raketenbeschuss eroberten die Soldaten am Dienstag den kleinen Ort Naufalija (Landkarte) zurück. Die Rebellen-Kämpfer flüchteten in Panik in das weiter östlich gelegene Bin Jawad. Regierungstruppen griffen auch wieder die Rebellen-Stadt Misrata an. In London berieten die Vertreter von mehr als 40 Staaten über eine politische Lösung des Konflikts nach Ende der Kampfhandlungen. US-Präsident Barack Obama schloss erneut den Einsatz von Bodentruppen aus.

Mit der Regierungsoffensive wurde der Vorstoß der Rebellen auf die 120 Kilometer westlich von Naufalija gelegene, strategisch und symbolisch wichtige Geburtsstadt Gaddafis, Sirte, gestoppt. Nach einigen Berichten sollen auch Einwohner Sirtes an der Seite der Soldaten gegen die Aufständischen gekämpft haben. Dadurch wurden Hoffnungen westlicher Staaten getrübt, immer mehr Menschen würden sich dem Aufstand anschließen und damit für einen schnellen Zusammenbruch der Regierung sorgen.

Keine Chance ohne Luftunterstützung

Ohne Luftunterstützung scheinen die Rebellen nicht in der Lage zu sein, ihre Stellungen zu halten oder Geländegewinne zu machen. Nach Ansicht von Beobachtern wird sich bei der Schlacht im Sirte entscheiden, ob die Rebellen zu weiteren Vorstößen in Richtung Tripolis, dem Machtzentrum Gaddafis, in der Lage sind. Nach Ansicht von US-Vizeadmiral Bill Gortney haben die Rebellen in den vergangenen Tagen nur wenige Erfolge erzielt. Die Oppositionellen seien nicht stark, sagte er in Washington.

Heftige Kämpfe wurden auch aus der Rebellen-Enklave Misrata in dem von Gaddafi beherrschten Westen des Landes gemeldet. Regierungstruppen versuchen seit Tagen, die Oberhand über die drittgrößte Stadt des Landes zu gewinnen. Laut Rebellen wurden dabei in der Nacht acht Menschen getötet. Der britische Premierminister David Cameron sprach von mörderischen Angriffen auf die Stadt.

 

Rebellen wollen Wahlen

US-Außenministerin Hillary Clinton kündigte bei der Libyen-Konferenz in London an, die Angriffe des Westens würden solange fortgeführt, bis Gaddafi sich an die UN-Resolution halte und die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung stoppe. Bis dahin müsse die internationale Gemeinschaft den Druck weiter erhöhen und "Gaddafi klarmachen, dass er gehen muss."

Der Chef des Rebellenrates, Mahmud Dschebril, erklärte in London, nach einem Sturz Gaddafis sollten freie und faire Wahlen abgehalten werden. Er strebe ein "modernes, freies und geeintes" Libyen an. In deutschen Delegationskreisen hieß es, Dschebril habe bei Bundesaußenminister Guido Westerwelle für eine aktive Beteiligung Deutschlands bei der Gestaltung des politischen Prozesses und um Unterstützung beim Wiederaufbau und um humanitäre Hilfe geworben. Westerwelle habe Unterstützung für einen politischen Prozess signalisiert, der alle Gruppen des Landes einbeziehe. Dabei sei klar, dass Gaddafis Zeit endgültig vorbei sein müsse.

Im Vorfeld der Konferenz hatte US-Präsident Obama bekräftigt, amerikanische Truppen würden das Land nicht besetzen. Einen Einsatz von Bodentruppen wie im Irak-Krieg werde es nicht geben. Die UN-Botschafterin der USA, Susan Rice, schloss jedoch nicht aus, dass die USA die Rebellen mit Waffen versorgen könnten. (Reuters)