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"Bitte warten", heißt es bei der Privatisierung der Serbischen Telekom - oder besser verhandeln, denn der einzige Bieter Telekom Austria will nicht so viel zahlen, wie die Belgrader Regierung hofft.

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"Nicht vollständig" nennt die Regierung in Belgrad das Angebot der Telekom Austria für Telekom Srbija und eröffnete am Dienstag das große Feilschen um mehr Geld. Für den einzigen Bieter geht es um Geld - und Reputation.

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Belgrad/Wien - Das Angebot der Telekom Austria (TA) beim Tenderverfahren für die serbische Telekom sei "nicht vollständig", der finanzielle Teil entspreche nicht den festgelegten Bedingungen, verkündete am Dienstag die zuständige Arbeitsgruppe der serbischen Regierung. Belgrad forderte die TA auf die Tenderdokumentation zu "vervollständigen", beziehungsweise das Finanzangebot "anzupassen". Dafür ist eine Frist von 15 Tagen gesetzt worden.

"Vervollständigen" und "anpassen" heißt im Klartext in erster Linie die Erhöhung des am Montag abgegebenen Angebots von derzeit 800 bis 950 Millionen Euro in Richtung des von der serbischen Regierung fixierten Mindestgebots von 1,4 Milliarden Euro. Darüber hinaus hatte die TA 450 Mio. Euro an Investitionen für den Betrieb geboten.

In TA-Kreisen spielte man den Ball am Dienstag nach Belgrad zurück. Vervollständigen möge auch der Verkäufer sein Pflichtenheft. So stehe das Share-Purchase-Agreement aus, mit dem der Ausstieg der griechischen OTE zu regeln ist. OTE hält 20 Prozent an Telekom Srbija und steht im Einfluss der Deutschen Telekom; diese OTE-Aktien sind Teil des zur Privatisierung bestimmten 51-Prozent-Pakets, 31 Prozent sind serbische Staatsaktien. Solang OTE und Deutsche Telekom abwarteten, werde eine Annäherung auch im Verhandlungsweg schwierig, hieß es weiter. Eine serbisch-griechisch-österreichische Kombination sei wenig vielversprechend und zielführend.

Klarheit vermisst man in Wien auch, was die Zukunft des serbischen Mobilfunkablegers der TA, Vip mobile, betrifft. Seine Integration in die auch in Bosnien-Herzegowina und Montenegro funkende Telekom Srbija war eine weitere Bedingung der teilstaatlichen TA für ihr Angebot in Serbien. Und essenziell für die TA, hat sie doch 600 Millionen Euro in den Aufbau von Vip mobile investiert.

Für die Regierung in Belgrad war das 40 Prozent unter dem Mindestpreis liegende TA-Offert das einzig vorliegende - und eine bittere Enttäuschung. Die Tenderdokumentation hatten neben der TA die Deutsche Telekom, Turkcell, Weather Investments, France Telecom und America Movil noch abgekauft. Man war von mindestens vier Bietern ausgegangen, in einer Auktion sollte der Käufer bestimmt werden. Als Favorit galt Deutsche Telekom, die über OTE Miteigentümer von Telekom Srbija ist. Für Regierungsvertreter wäre der Verkauf der Telekom marktwirtschaftlich begründet, der Staat würde von einem angesehenen Auslandsinvestor, der das Telefonnetz modernisiert, profitieren. Kritiker reden jedoch vom "politisch notbedingten Verkauf des Tafelsilbers", mit dem sich die Regierung sozialen Frieden erkaufe. In Serbien gibt es rund eine Million Arbeitslose, etwa 750.000 Menschen leben an oder unter der Armutsgrenze, selbst mit einem Durchschnittseinkommen von rund 300 Euro im Monat käme man kaum über die Runden. Gegen den Verkauf sind auch die Gewerkschaften, das TA-Angebot sei "beleidigend". (Andrej Ivanji, Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Printausgabe, 30.3.2011)