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Wien - Nespresso, die Kaffeesystem-Marke des Schweizer Lebensmittelkonzerns Nestlé, hat seinen Umsatz 2010 in Österreich zweistellig gesteigert. Dies sei auch im laufenden Jahr das Ziel, teilte Geschäftsführer Thomas Reuter am Dienstag auf einer Pressekonferenz mit. Reuter wird darauf aber nur noch bedingt Einfluss haben: Ab 2. Mai übernimmt der gebürtige Kärntner Dietmar Keuschnig in Österreich den Chefsessel von Nespresso. Laut Firmencompass erzielte Nespresso 2009 einen Umsatz von rund 100 Mio. Euro und einen Gewinn von 11 Mio. Euro.

Keuschnig war bereits in unterschiedlichen Funktionen für Nestlé in der Schweiz und in Deutschland tätig. In den vergangenen zwei Jahren arbeitete er für den Schweizer Sportartikelhersteller Mammut Sports Group. Reuter, der vor drei Jahren Geschäftsführer von Nespresso Österreich wurde, arbeitet künftig im Marketing der Nespresso-Zentrale in Lausanne (Schweiz). Unter der Ägide von Reuter wuchs das Unternehmen in Österreich jährlich zweistellig - genauere Zahlen gibt der Konzern für einzelne Länder nicht bekannt. In Österreich beschäftigt Nespresso 265 Mitarbeiter, bis Ende des Jahres sollen es knapp 300 sein, sagte Reuter.

Weltweit wuchs der Umsatz von Nespresso im vergangenen Jahr um über 20 Prozent auf mehr als 3 Mrd. Schweizer Franken (2,32 Mrd. Euro). Die Zahl der Kunden - Nespresso spricht von "Clubmitgliedern" - stieg indes um 35 Prozent auf weltweit 10 Millionen. Mit 36 Neueröffnungen im Jahr 2010 betreibt Nespresso 215 Läden, davon sieben in Österreich. Dieses Jahr soll eine "Boutique" in Innsbruck dazukommen, die Eröffnung soll im September oder Oktober stattfinden. Das Geschäft in Graz soll in ein größeres Lokal übersiedeln. Langfristig sieht Reuter in Österreich Kapazität für 15 Shops. Dabei stünden auch neue Konzepte wie kleinere Geschäfte mit Selbstbedienung zur Debatte.

In Wien ist es daneben auch möglich, sich die Kapseln per Fahrradkurier liefern zu lassen. "Das dauert drei Stunden und kostet 7,20 Euro", sagte Marketingchefin Catharina Riess. Ab Mitte Mai soll das Angebot auf Graz, Linz und Salzburg ausgeweitet werden. Ansonsten steht den Kunden noch die Bestellung per Internet oder Telefon zur Verfügung.

Kaffekapseln könnten teurer werden

Nach Unternehmensangaben beträgt der Anteil von portioniertem Kaffee am weltweiten Kaffeemarkt acht Prozent. Einen Großteil des Kaffees kaufe Nestlé über Warenbörsen, sagte Reuter. "Den Kaffeepreis spüren wir schon, da wird viel spekuliert." Im Moment sei es aber schwer abzuschätzen, wie es mit den Preisen weitergeht. Preiserhöhungen der Kaffeekapseln seien aber möglich. Bis 2013 soll der Anteil des Kaffees aus zertifiziert nachhaltigem Anbau auf 80 Prozent steigen, derzeit liegt er bei 60 Prozent.

Um die Umweltbilanz des Kaffees in Alukapseln zu verbessern, soll vor allem beim Recycling angesetzt werden. Dazu wurde mit der Altstoff Recycling Austria (ARA) ein eigenes System entwickelt, um die gebrauchten Kapseln zu sammeln. Mittlerweile gebe es 700 Sammelstellen in Nespresso-Shops, im Fachhandel und in städtischen Entsorgungsbetrieben, sagte Richard Paulus, Technischer Direktor von Nespresso Österreich. Die Kapazität des Sammelsystems soll bis 2013 auf 75 Prozent verdreifacht werden - damit könnten theoretisch drei Viertel aller Kaffeekapseln wiederverwertet werden. Die Kapazität zu haben bedeutet freilich nicht, dass die Kunden diese auch nutzen; die Bereitschaft soll mit E-Mails und Broschüren gesteigert werden. Wie hoch die Quote der recycelten Kapseln derzeit ist, war nicht zu erfahren. (APA)