Wien - "Nach turbulenten Jahren konsolidiert" - so fasste der Präsident des Wissenschaftsfonds FWF, Christoph Kratky, am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz die Lage des primär Grundlagenforschung fördernden Fonds zusammen. Die Gesamtbewilligungssumme von 172 Mio. Euro im Vorjahr lag deutlich über dem Wert im Krisenjahr 2009 (147 Mio. Euro), aber noch immer unter dem Niveau von 2008 (176 Mio. Euro). In die Zukunft blickt Kratky - nicht zuletzt aufgrund der neuen Forschungsstrategie der Regierung - optimistisch, auch wenn "Unsicherheiten" bleiben. Für 2011 rechnet der FWF mit einer Bewilligungssumme von 185 Mio. Euro.

Er habe immer gesagt, man benötige keine nationale Forschungsstrategie, weil ohnehin klar sei, was zu tun sei, erinnerte sich Kratky und bekannte, diese Meinung nun revidiert zu haben. Denn in der Anfang März beschlossenen Regierungsstrategie wird der Stellenwert der Grundlagenforschung ebenso betont wie die Notwendigkeit, mehr Mittel in diesen Bereich zu stecken. "Wir werden mit großem Interesse alle weiteren Maßnahmen an dieser Strategie messen", sagte Kratky und ortet schon Hinweise, "dass die Strategie von der Regierung ernst genommen wird".

Für die Zukunft erwartet der FWF-Chef ein weiter steigendes Antragsvolumen, "die Situation wird sich verschärfen". Schon jetzt würden über alle FWF-Programme von 100 beantragten Euros nur rund 25 Euro genehmigt. Es bestehe daher die Gefahr, "dass wir noch kompetitiver werden". Wettbewerb steigere zwar die Anstrengungen, irgendwann schlage dies aber in "Resignation" um, wenn zu wenige Chancen auf Genehmigung eines Projekts bestehen.

Positiv stimmt Kratky, ab Beginn dieses Jahres wieder "Overheads", die Nebenkosten von geförderten Forschungsprojekten, bezahlen zu können. Dass dies vorerst nur für rund die Hälfte des gesamten Förder-Portefeuille der Fall ist, bezeichnete Kratky als "bedauerlich". Es bestehe aber die Hoffnung, dies bald schon für alle FWF-Programme zu ermöglichen. Gute Nachrichten bekam der Fonds auch von der Nationalstiftung für Forschung, die heuer mit 19,4 Mio. Euro um 9,4 Mio. Euro mehr als budgetiert an den FWF ausschütten wird, und von Wissenschaftsministerin Beatrix Karl, die trotz dieser erhöhten Zuwendung der Stiftung ihren FWF-Beitrag nicht reduzieren wolle, so die neue FWF-Geschäftsführerin Dorothea Sturn.

Unsicherheiten über Budgets 2014 und 2015

Durch das vom Bund bis 2013 zugesicherte jährliche FWF-Budget habe man 2010 erstmals mit einem fixen Budget planen können, betonte Sturn. Der FWF sei dabei entgegen den optimistischen Aussagen in der Regierungsstrategie aber von einer "sehr vorsichtigen Entwicklung" ausgegangen, die nicht mit dem zusammenpasse, "was das österreichische Wissenschaftssystem könnte und bräuchte". Unsicherheiten bestünden allerdings noch über die Budgets 2014 und 2015, betonte der FWF-Chef unter Hinweis auf notwendige langfristige Finanzierungszusagen.

Ausfälle in anderen Förderbereichen, wie etwa Kleinstförderungen aus dem Wissenschaftsministerium, kann und will der FWF nicht kompensieren. "Wir werden nicht Dinge übernehmen, die von ihrer Natur her nicht evaluierbar sind, das müssten Universitäten und Forschungseinrichtungen übernehmen", sagte Kratky. (APA)