Wien - Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner verteidigt in einem Interview die Baubranche gegen immer wieder auftauchende Korruptionsvorwürfe und Strabag-Bauprojekte in nicht-demokratischen Ländern. Er wirft den Medien vor, bei Bestechungsaffären hauptsächlich am Skandal interessiert zu sein.

Haselsteiner räumt im "Falter" ein, bei Bauprojekten in arabischen Ländern die gesetzlich vorgeschriebenen "Sponsoren" als Mittelsmänner einzuschalten, will das aber nicht als Bestechung werten. "Ich habe noch nie erlebt, dass Medien in Korruptionsfällen um eine ausgewogene und faire Berichterstattung bemüht waren, nicht ein einziges Mal. Sie wollen den Skandal !"

"Beraterverträge" gebe es bei der Strabag keine mehr, ungefähr jedes zweite Jahr müssten in seinem Konzern Mitarbeiter wegen Bestechungsaffären gehen. Im besonderen wehrt sich der Bauindustrielle dagegen, über den früheren LIF-Bundessprecher Alexander Zach an ungarische Stiftungen geleistete Zahlungen mit den Provisionen in der Buwog-Affäre zu vergleichen. Einen Zusammenhang der Zahlungen mit der Vergabe von Bauaufträgen in Ungarn gebe es keinen, den fraglichen Zuschlag habe die Strabag schon Jahre vor der Zahlung bekommen.

Aus Libyen, wo die Strabag seit 1975 vertreten war, zieht sich der Konzern zurück: "Für uns ist Libyen jedenfalls für die nächsten Jahre kein Markt mehr." Wenn "die Anzahlungen halten, kommen wir ohne nennenswerten Schaden davon." Als "liberaler Mensch" freut sich Haselsteiner, wenn autoritäre Regime "infrage gestellt werden". Dennoch sei Gaddafi nach der Revolution 1969 "legitimierter Führer mit Zustimmung aus der Bevölkerung" gewesen.

Das einzige Land, aus dem sich die Strabag bisher bewusst herausgehalten habe, sei Weißrussland: "Wir wollten dort nicht tätig werden, weil das Regime nicht dementsprechend ist." (APA)