Wissenschafter schlossen aus der Analyse eines Meteoriten aus der Geburtszeit des Sonnensystems auf die Entstehung der ersten Gesteine.

Foto: NASA

Rund um Millimeter große Silikatkügelchen - sogenannte Chondrule - lagerten sich zu Beginn mikrometergroße Staubkörnchen an, die in Meteoriten als "Fine Grained Rim" (FGR) zu erkennen sind.

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London - Wissenschafter vom Londoner Imperial College und weiterer internationaler Institute lieferten erstmals Beweise für eine Theorie über die Entstehung der ersten Gesteine des Sonnensystems, die bisher nur als Computer-Modell existiert hat.

Die Studie, die im Journal Nature Geoscience veröffentlicht wurde, unterstützt die Idee, dass das erste feste Material des Sonnensystems eigentlich ziemlich fragil und porös gewesen ist - so ähnlich wie Zuckerwatte. Während der folgenden turbulenten Zeit verfestigte sich dieses Material nach und nach und bildete damit die Grundlage für Planeten wie die Erde.

"Wie Kiesel im Fluss"

"Unsere Arbeit führt uns mehr denn je zu der Überzeugung, dass die frühen kohligen Chondrit-Felsen in den Turbulenzen des Gasnebels vor Milliarden von Jahren geformt wurden - ganz so wie Flusskiesel, der sich durch Herumwirbeln im Wasser allmählich verändert. Wir glauben, dass sich die allerersten Partikel durch diese Turbulenzen mit der Zeit verfestigt und zu kleinen Steinen verdichtet haben," erklärt Phil Bland vom Imperial College, der die Studie geleitet hat.

Bland und seine Forscher-Kollegen aus Großbritannien, Australien und Neuseeland zogen ihre Schlüsse aus der detaillierten Untersuchung des kohligen Chondrit-Meteoriten Allende, der vermutlich aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter stammt und im Jahr 1969 in Mexiko aufschlug. Die Wissenschafter bedienten sich dabei der sogenannten Electron backscatter diffraction (EBSD), einem elektronenmikroskopischen Verfahren, das einen tiefen Einblick in den inneren Aufbau fester Materialien erlaubt.

Poröser Beginn

Kohlige Chondriten entstanden im noch jungen Sonnensystem aus kollidierenden, nur Bruchteile von Millimeter großen Staubpartikeln, die sich an etwas größere Silikatkügelchen, sogenannte Chondrulen, anlagerten. Aus der EBDS-Analyse des Meteoriten schlossen die Forscher, dass das Material in der turbulenten Anfangszeit unseres Sonnensystems einer Vielzahl von Kollisionen ausgesetzt war. Durch Bestimmung des Verdichtungsgrades gelang es Bland und seinem Team auch auf die ursprüngliche Dichte des Materials zu schließen - und diese war offensichtlich äußerst gering. Die Forscher schätzen ihre Porosität auf etwa 70 bis 80 Prozent. (red)