Graz - "Er ist ein Autokrat, frisch aus Kasachstan importiert. Er übt administrative Gewalt aus und hat es so geschafft, dass das Joanneum mehr oder minder tot ist", kritisiert Peter Weibel, der langjährige Chef-Kurator der Neuen Galerie in Graz, die Sparpläne des Joanneum-Intendanten Peter Pakesch. Pakesch präsentierte am Dienstag mit Joanneum-Direktor Wolfgang Muchitsch Umstrukturierungen, mit denen man 4,3 Millionen im Landesbudget sparen will.

Abgesehen von der Führungsebene, die weiter von Pakesch und Muchitsch besetzt wird, bleibt kein Stein auf dem anderen: Aus 24 Abteilungen werden 13, das betrifft etwa die Geologie, die Volkskunde, die Archäologie oder die Sammlungen für alte und neue Kunst. Wichtige Standorte wie das Schloss Eggenberg werden keine Sonderausstellungen mehr ausrichten und bleiben von Dezember bis Februar geschlossen. Das Volkskundemuseum wird nur an zwei Tagen in der Woche geöffnet sein.

Um das neue Joanneumsviertel zu bespielen, das im Herbst zum 200. Geburtstag des ältesten Museums Österreichs eröffnet wird, hat man vorerst kein Geld. Das Naturkundemuseum, das schon 2012 fertig sein wird, öffnet erst 2013.

Hart trifft es auch die Neue Galerie, mit der sich Graz über Jahrzehnte als ernstzunehmender Standort für Zeitgenössische Kunst etablierte. Das Team, das über persönliche Versetzungen teilweise noch nicht informiert wurde, wird auf einen Bruchteil zusammengestutzt. Die Leiterin Christa Steinle erfuhr am Montag nach rund 20-jähriger Tätigkeit überraschend, dass sie ab 1. Mai Sonderurlaub habe. "Jetzt explodiert der jahrelange, pathologische Hass von Pakesch auf die Neue Galerie", sagt Weibel dazu im Gespräch mit dem Standard. Und: "Das ist keine Einsparung, er nutzt das als Deckmantel, um uns los zu werden".

Die Neue Galerie soll künftig von einer Abteilung mit dem Kunsthaus und dem Skulpturenpark von Peter Peer geleitet werden.

Weibel glaubt, dass sich dahinter ein Handel zwischen Kulturlandesrat Christian Buchmann (VP) und Pakesch verbirgt: "Pakesch drückt die Einsparungen durch, dafür wurde sein Vertrag 2010 ohne Neuausschreibung verlängert." Laut Bericht des Landesrechnungshofes, der dem Standard vorliegt, ist eine Neuausschreibung zwingend. Weibel wirft Buchmann "Rechtsbruch" vor. Buchmanns Büro lapidar: "Die Verlängerung wurde in der Regierungssitzung beschlossen."

Nun droht Weibel mit "solidarischem Streik". Im November sollen das Bruseum (der Vorlass von Günter Brus), die Personale von Hans Hollein und die Ausstellung Moderne: Selbstmord der Kunst? im Joanneumsviertel eröffnet werden. Die Moderne-Schau könne man ohne Steinle nicht machen, sagt Weibel. Auch die anderen beiden Ausstellungen, die er kuratieren sollte, seien gestorben.

"Nicht mit mir", sagt Weibel, der seinen "Protest auch auf die Straße tragen" will und betont: "Den Gefallen, dass ich selbst kündige, tu ich ihm nicht!" (Colette M. Schmidt/DER STANDARD, Printausgabe, 30. 3. 2011)