Der Exberater für Energiegeschäfte in Osteuropa, Ernst Strasser, war also Lobbyist. Wer hätte das gedacht. Nun ist auch die ÖVP draufgekommen und sehr böse auf ihren Exspitzenmann in Brüssel. Seither gibt es, auch von Schwarzen, jede Menge persönlicher Erlebnisberichte, wie der von der Kronen Zeitung ohne viel rechtsstaatliches Herumgetue zum Abschuss Freigegebene ("Jagd auf Strasser kann losgehen!") seine nicht sehr selbstlosen Dienste fürs wirtschaftliche Vorankommen anderer bis zuletzt anzubieten pflegte.

Doch jetzt, jetzt ist man überrascht. Die österreichische Realitätsbewältigung namens Wegschauen hat der Politik schon viele Überraschungen bereitet, immer dann, wenn ein Übersehen nicht mehr möglich war. Beim berühmten Exfinanzminister und seinen Weggefährten etwa, die Ethik und Anständigkeit offenkundig nie buchstabieren konnten. Beim Museumschef, der Familienfeste ausgerechnet im Museum feierte, was aber nicht einmal dem Kuratoriumsvorsitzenden komisch vorkam, der als Banker eigentlich wissen sollte, was Nachfragen und Kontrolle bedeuten.

Wegschauen und wundern werden nicht enden. Eines nahen Tages wird uns der geringe Kosten-Nutzen-Effekt des Koralmtunnels überraschen oder vielleicht die Luxus-Hotel-Krise in Wien oder der konkursreife Nachlass der Landesfürsten in den Bundesländern.

Aber lassen wir uns überraschen. (gra, DER STANDARD, Printausgabe, 30.3.2011)