Christian Redl trägt einen Charakterkopf auf seinen Schultern: Glatze, hintergründiger Blick. Ein Typ, an dessen Schulter man sich ausweinen kann; ein Typ, mit dem man sich auf keinem Zeltfest fürchten muss. Ein zärtliches Monster. Redl spielt den Kommissar Thorsten Krüger in den sogenannten Spreewaldkrimis des Drehbuchautors Thomas Kirchner, der am Montag im ZDF den Fall "Die Tränen der Fische" wieder in die grüne Landschaft mit den ruhigen Kanälen platzierte.

Die Geschichte blieb im Bereich des Nachvollziehbaren. Ein Diamantenräuber wird nach 15 Jahren aus dem Knast entlassen und findet sich in den Trümmern seiner Existenz wieder: Ein frühere Mitganove taucht auf, vor allem aber trifft er auf seinen Sohn, der Staatsanwalt geworden ist und den Vater gegenüber seiner Familie totgesagt hat. Hier kränkelte es am Darsteller: Matthias Koeberlin, der ewige Assistent in deutschen Krimis, ging mit zu kleinen Füßen in zu großen Schuhen durch seine Rolle: Wie jemand mit der Autorität und der Amtsgewalt eines Staatsanwalts so ein weiches Häferl sein soll, das konnte man der Figur schwerlich abnehmen.

Souveräner erschien da Uwe Kockisch als sein ungeliebter Vater, der am Ende nicht nur sein Enkelkind rettete, sondern auch die Schuld für einen aus Notwehr gefallenen Schuss auf sich nahm, um seinen Sohn zu entlasten: Familienaufstellung im Spreewald, ein Happy End in Handschellen.

Lächerlich wirkte Henry Hübchen als tätowierter Gangster "Schlange"; mit schlechtem Spiel fiel auch Denis Moschitto als Privatermittler auf, von dem Schlange die Seher zu spät erlöste. Redl verkam da leider zum Statisten im eigenen Fall. (Karl Fluch/DER STANDARD; Printausgabe, 30.3.2011)