Wien - Er galt als einer der bedeutendsten Geigenhändler der Welt und besitzt ein Schloss in Niederösterreich: Seit Mitte März sitzt der 61-jährige Dietmar M. nun in der Schweiz in Auslieferungshaft. Gegen ihn wird wegen Veruntreuung, schweren Betrugs und betrügerischer Krida ermittelt, bestätigte Thomas Vecsey, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, am Dienstag. Die Schweizer haben den Instrumentenhändler auf Ersuchen der heimischen Behörden festgenommen.

Die Staatsanwaltschaft geht von einer Schadenssumme von mindestens 25 Millionen Euro aus. Laut Standard-Informationen zählt auch die Nationalbank (OeNB) zu den Geschädigten. Die Notenbank sammelt seit 1989 wertvolle alte Streichinstrumente und stellt sie österreichischen Musikern zur Verfügung, die sich diese sonst nicht leisten könnten.

Aktuell besitzt die OeNB 36 Instrumente, darunter acht Violinen von Antonio Stradivari. Diese Instrumente sind zum Teil mehrere Millionen wert. Die Notenbank wirft dem gebürtigen Deutschen Dietmar M. vor, Geigen geliefert zu haben, die nicht dem zugesagten Wert entsprachen. Eine Rückgabeklausel wurde zwar vereinbart, von M. aber offenbar nicht immer erfüllt. In anderen Fällen soll er Instrumente vereinbarungswidrig verkauft und den Erlös behalten haben. (APA, gra/DER STANDARD, Printausgabe, 30.3.2011)