Tokio  - Die Katastrophe in Fukushima ist auch eine Katastrophe für den AKW-Betreiber Tepco - und so, wie es aussieht, werden auch die japanischen Bürger ihren finanziellen Beitrag leisten müssen.

Tokyo Electric Power (Tepco) ist Japans größter Energieversorger. Auf ihn werden Milliarden-Zahlungen zukommen, und noch dazu haben die Aktien des Unternehmens in den letzten Wochen drei Viertel ihres Werts eingebüßt. Am Mittwoch rasselten sie erneut um 17 Prozent in die Tiefe. Wie soll Tepco gerettet werden? Dafür gibt es verschiedene Szenarien:

  • Notfall-Kredit

Als wahrscheinlichste Lösung gilt, dass die Banken Tepco mit weiteren Krediten unterstützen. Hauptbank Sumitomo Mitsui Financial Group und weitere Geldgeber verhandeln Branchenkreisen zufolge bereits über Notfall-Kredite von umgerechnet rund 17,8 Mrd. Euro. Die Banken haben nicht nur wegen der ausgegebenen Kredite, sondern auch aufgrund ihrer Beteiligungen an Tepco ein großes Interesse am Fortbestehen des Konzerns. Einnahmen in Milliardenhöhe aus den Stromrechnungen und ein dickes Finanzpolster sicherten die Liquidität auch ohne staatliche Hilfe, hieß es in Regierungskreisen.

  • Die Bevölkerung muss bezahlen

Tepco könnte die höheren Kosten auch über steigende Strompreise auf die Verbraucher übertragen. Die Stromnachfrage erreicht im Sommer wegen des Gebrauchs von Klimaanlagen in Japan traditionell Spitzenwerte. Um die Nachfrage auch in diesem Jahr bedienen zu können, sind riesige Investitionen notwendig, die theoretisch auf die Kunden abgewälzt werden könnten. Dies dürfte aber eine sehr unpopuläre Maßnahme sein, für die die Regierung zunächst den Weg bereiten müsste. Tepco steht bereits wegen des Krisenmanagements in der Kritik.

  • Bevölkerung zahlt indirekt I

Die Regierung könnte zur Rekapitalisierung öffentliche Gelder in den Versorger pumpen und die Mehrheit an Tepco übernehmen. Zeitungsberichten zufolge haben einige Regierungsvertreter bereits einen entsprechenden Plan vorgelegt. Allerdings seien in der Regierung auch Stimmen laut geworden, Tepco müsse zunächst umfassend restrukturiert werden, bevor der Konzern zur Deckung der Kosten öffentliche Gelder erhalte.

  • Bevölkerung zahlt indirekt II

Als weitere Variante könnte auch das Kernenergie-Geschäft in eine eigene Gesellschaft ausgelagert und verstaatlicht werden. Die konkreten Folgen für Tepco-Investoren hängt von der genauen Ausgestaltung dieser Option ab.

  • Bevölkerung zahlt indirekt III

Die Regierung könnte auch einen Teil oder alle Entschädigungsforderungen an das Unternehmen übernehmen, ohne dass Tepco in Staatshand fällt. Ein Gesetz sieht vor, dass bei Naturkatastrophen der Staat alle Ansprüche an AKW-Betreiber übernehmen kann. Regierungssprecher Yukio Edano hatte allerdings bereits in der vergangenen Woche gesagt, er glaube nicht, dass dies in Betracht komme.

  • Unrealistisch: Staat lässt Unternehmen fallen

Als sehr unwahrscheinlich gilt, dass die Regierung Tepco fallenlässt. Die Auswirkungen auf die Bevölkerung und die Wirtschaft werden als zu groß angesehen. Tepco versorgt ein Drittel der japanischen Bevölkerung mit Strom. Auch die Hauptstadt Tokio wird von Tepco bedient. Zudem halten viele Banken und private Investoren Anleihen. (APA/Reuters)