Anders als in Berichten über esoterische und spirituelle Lebenseinstellungen in Lifestyle-Zeitschriften, gerne weisgemacht wird, macht Geld glücklich. Zumindest, wenn man der aktuellen Studie des Zentrums für Zukunftsstudien der Fachhochschule Salzburg Glauben schenkt. Für nicht einmal die Hälfte der Österreicher ist in Zukunft die persönliche Lebensqualität wichtiger als ein höherer Lebensstandard. Nur rund 44 Prozent schätzen immaterielle Werte wie Liebe, Familie, Freundschaft, Gesundheit oder Hobbys höher ein, sagt Studienleiter Reinhold Popp der Austria Presseagentur.
"Der Lebensstandard ist auch zukünftig die Basis für Lebensqualität, das kann man nicht voneinander trennen", resümierte Popp. Viele Aspekte der Lebensqualität würden eben auch mit einem entsprechenden Einkommen, mit Kaufkraft und dem Besitz von Konsumgütern zusammenhängen. Das Argument, "zum Glücklichsein brauche der Mensch kein Geld", treffe dann zu, wenn es wie in der Nachkriegszeit oder in der Dritten Welt einem Großteil der Menschen finanziell schlecht gehe.
"Die Leute sind realistisch. Sie wollen nicht superreich werden, aber ein entsprechendes Einkommen ist wichtig, um sich die Lebensqualität finanzieren zu können. Ein schöner Urlaub ohne Geld geht nicht. Die Erholungsphasen sind ja auch ein Beitrag dazu, dass wir immer älter werden", so der Professor.
Geld ausgeben aber richtig
Der Frage nach dem Zusammenhang von Geld und Glück haben sich auch andere Forscher gewidmet. Geld allein macht nicht glücklich - es kommt darauf an, wie man es ausgibt, haben zum Beispiel US-Psychologen ermittelt. Das Problem liege im so genannten Affective Forecasting, heißt es auf den Seiten von Alltagsforschung.de. Dahinter steckt vereinfacht gesagt folgendes Dilemma: Wenn der Mensch eigene Gefühlszustände vorhersagen soll, liegt er meistens falsch. Praktisch gesagt: Wir glauben, dass uns gewisse Anschaffungen auf jeden Fall glücklich machen - und irren uns. Wir geben also unser Geld für die falschen Dinge aus. Daniel Gilbert, Psychologieprofessor an der Harvard Universität, hat dem Thema gemeinsam mit Kollegen ebenfalls eine Studie gewidmet und acht Regeln aufgestellt, wie Geld und Glücksmaximierung funktionieren.
Haus, Porsche oder Traumurlaub
Was würden Sie bei einem Lottogewinn kaufen? Einen Maserati? Ein Haus? Im Sinne der Glücksmaximierung ist beides alles andere als zielführend. Zum einen gewöhnt sich der Mensch schnell an Besitztümer, zum anderen bleibt ein Traumurlaub länger im Gedächtnis. Und zuletzt verbringe man solche Reisen in den meisten Fällen in Gesellschaft - und andere Menschen sind eine der größten Glücksquellen. Diese Erkenntnis führt schon zur nächsten Regel. Menschen macht fast alles glücklich, was soziale Bindungen stärkt - dazu gehört auch Geld. Wer sein Geld mit anderen teilten - für Spenden oder Geschenke - ist glücklicher. Regel Nummer drei besagt: Wer - wie die meisten - mit begrenzten finanziellen Ressourcen eher sparsam umgehen muss, gönne sich regelmäßig mehrere kleine Dinge. Besser als selten etwas Großes zu erstehen. Vor allem deshalb, weil man sich - wie gesagt - so schnell an Besitztümer gewöhnt. Bei einer Investition wäre also darauf zu achten, dass sie etwas Neues beinhaltet. Der Gewöhnungseffekt tritt damit langsamer ein, und das Erworbene macht länger glücklich.
Denken und Wagen
Die Einflüsse negativer Ereignisse auf das Gefühlsleben wird laut den Forschern überschätzt. Eine Versicherung gegen eventuelle Schäden, etwa durch den Kauf einer verlängerten Garantie sei meist unnötig. "Warten" lautet eine weitere Empfehlung. Kreditkarten erlauben es, dass wir heute genießen, was wir morgen bezahlen. Auch das widerspricht den Erkenntnissen der Glücksforschung: Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. Das Denken nicht vergessen, ist laut den Forschern auch in Sachen Geld investieren eine Anregung, die es wert ist, aufgenommen zu werden. Das Traum-Ferienhaus am See wird vermutlich neben Sonnenuntergang auch Mückenplagen mit sich bringen. Negative Aspekte bei einer Anschaffung also nicht vergessen.
Ein Ratschlag, der vermutlich weniger leicht zu beherzigen ist: Man erhebe den Preisvergleich nicht zur Religion: Natürlich sei nichts dagegen einzuwenden, die Preise zu vergleichen, "aber vergessen Sie nicht, dass die Suche nach einem besseren Angebot auch Nachteile hat". Einerseits koste sie Zeit, die vielleicht sinnvoller genutzt werden kann, andererseits vergesse man ob der finanziellen Aspekte darüber nachzudenken, was beim Konsum wirklich wichtig ist. Leicht erfüllbar klingt hingegen der letzte Rat: Folgen Sie der Herde. Internetseiten mit Nutzerbewertung besuchen, denn wenn wer wissen will, wie sehr ein Erlebnis gefallen wird, sollte andere nach ihren Erfahrungen fragen. (rb, derStandard.at, 31.3.2011)