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Das Gräberfeld war Anfang diesen Jahres entdeckt worden. Die Untersuchungen können bis zu zwei Jahre dauern.

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Hall in Tirol/Innsbruck - Im Zusammenhang mit dem im Jänner nahe der Psychiatrie in Hall in Tirol entdeckten Gräberfeld sind am Mittwoch erste Erkenntnisse präsentiert worden: "Die Toten fand man in einfach gehaltenen Särgen", sagte Ausgrabungsleiter und Archäologe Alexander Zanesco bei einer Pressekonferenz in Hall im Bezirk Innsbruck-Land. Vor zwei Wochen wurde mit den Ausgrabungen begonnen, bisher seien zehn von rund 230 Gräbern ausgehoben und die Skelette geborgen worden.

Beigaben wie Rosenkränze und in Gebetshaltung gefaltete Hände ließen auf eine sorgsame und pietätvolle Bestattung schließen, wie sie auf regulären Friedhöfen üblich sei, führte Zanesco aus. "Es wird davon ausgegangen, dass etwa 230 Menschen auf dem Friedhof beerdigt wurden", sagte er. Ersten Hochrechnungen zufolge stimme die Anzahl der Bestatteten mit den schriftlichen Quellen überein. Das Gräberfeld soll sich über rund 1.000 Quadratmeter erstrecken.

Weitere Untersuchungen nötig

"Die Skelette sind sehr gut erhalten. Leider konnten bisher keine Gewebereste wie Haare und Fingernägel gefunden werden", meinte der Anthropologe George McGlynn. Diese Gewebereste würden jedoch gebraucht, um etwa das Töten durch Verhungern lassen feststellen zu können. Möglicherweise werden jedoch noch Leichen mit Geweberesten gefunden, hofften die Experten.

Erste anthropologische Untersuchungen weisen den Angaben zufolge auf stark pflegebedürftige Menschen hin. Durch den guten Zustand der Skelette könne man Krankheitsbilder wie traumatische Verletzungen, degenerative Veränderungen und genetisch bedingte Entwicklungsstörungen feststellen. Dies sei eine gute Voraussetzung für die Identifizierungen anhand der Krankenakten. Bei der Bergung werde das Geschlecht, das Sterbealter, die Größe sowie der Zahnbefund erhoben, was für eine Verknüpfung zwischen Toten und Krankenakten wichtig sei. Zudem werden sterile Proben für spätere Laboranalysen genommen, erklärte McGlynn.

Das Expertenteam rechnete damit, dass die Grabungen in drei Monaten abgeschlossen sein werden. Derzeit stünden 25 Mitarbeiter im Einsatz, darunter auch Studenten. Vorerst könne noch nicht mit Sicherheit festgestellt werden, ob es sich um Opfer der NS-Euthanasie handle. Dazu müssten weiteren Forschungen abgewartet werden - diese könnten bis zu zwei Jahre dauern. (APA/red)