Fünf Herren und eine Frau; die einen im deutlich vorgerückten Alter, wie man so schön sagt, die andere, mit 32 Jahren eine der jüngsten Abgeordneten im Europäischen Parlament: So ist die ÖVP-Delegation nach den Rücktritten von Ernst Strasser und Hella Ranner zusammengesetzt, die Othmar Karas ab kommender Woche als neuer alter Delegationschef übernehmen wird.

Schon an diesen wenigen Grunddaten sieht man, dass bei den schwarzen Europaabgeordneten einiges aus dem Lot geraten ist. Mit Elisabeth Köstinger, einer Bauernbündlerin aus Kärnten, die im Jahr 2009 mit ihrem Mandat quer in die Politik eingestiegen ist, ist nur noch eine Frau vertreten.

Auch die Länderbalance, auf die in der bündlerisch organisierten Volkspartei ebenso großer Wert gelegt wird, hat sich durch den personellen Aderlass deutlich verschoben. Die steirische VP, die seit dem Beitritt Österreichs 1995 besonders EU-freundlich war (und eine sehr starke Ländervertretung in Brüssel durchsetzte), hat nun keinen Abgeordneten mehr in Straßburg. Dafür darf man sich die schwächelnde Landes-VP im südlichen Nachbarland über zwei EU-Mandatare freuen: Hubert Pirker (62), der für Strasser nachrückte, ist Kärntner - und ÖAABler. Er war von 1996 bis 2004 und von 2006 bis 2009 schon im EU-Parlament.

Für die Steirerin und Wirtschaftsbündlerin Ranner rückt mit dem Generalsekretär des VP-Seniorenbundes, Heinz Becker, ein Parteiangestellter nach. Als Politiker ist der 60-Jährige ein Newcomer. Die Delegation wird abgerundet vom Wirtschaftsbündler Paul Rübig (57) aus Oberösterreich, seit 15 Jahren im EU-Parlament, und dem Tiroler Richard Seeber (49) - der wie Karas aus dem ÖAAB kommt.

Karas, der mit seinem exponiert proeuropäischen Kurs in der ÖVP zuletzt oft aneckte, wird also auch parteiintern alle Hände voll zu tun haben, um Ruhe und Balance in sein Team zu bringen. Er kündigte einen völligen "Neustart" an, will aber noch nicht sagen, was er damit genau meint. Kommende Woche bei der Plenarsitzung in Straßburg soll er zum Delegationsleiter gewählt werden. Pirker wird nächste Woche angelobt, Becker erst beim Plenum im Mai. (Thomas Mayer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.3.2011)