BIBIO
Mind Bokeh
(Warp)
Pop und Ambient schließen einander meist aus, schließlich ist die Masse nicht für Subtilität gemacht. Der britische Produzent Stephen Wilkinson alias Bibio verwebt Ambient-Sounds - meist Fundstücke - mit elektronischem Pop zu knisternden, dichten Tracks. Deren Qualität hat schon die Werbung entdeckt; Bibios Arbeiten wurden unter anderem an Amazon lizenziert. Auf Mind Bokeh erblüht seine Kunst vielfältig: erodierte Pop-Skizzen, Tiefbass-Übungen oder Spielhallen-Geräusche umschlingen Texturen, lassen den Kopf samt Inhalt gen Trance ziehen. Doch Schaltkreis-Calypso, langsamer Soul und fauler Funk bewahren vorm Schlummer. Ein Slow Burner - aber einmal entflammt, brennt er lange.

ELBOW
Build A Rocket Boys!
(Fiction)
Gleichzeitig mit Radiohead, deren neues Album nun haptisch vorliegt, veröffentlichen die oft als bessere Radiohead titulierten Briten Elbow ihr neues Album. Schon der erste Song bestätigt diese Einschätzung - allein, dem folgt nicht viel. Elbow verlieren sich danach im Labyrinth schöngeistiger Langeweile - mit ein, zwei Ausreißern. Mit viel gutem Willen ließe sich das als atmosphärische Schönheit verkaufen, aber die Bar, die es dazu bräuchte, hat noch nicht geöffnet.

J MASCIS
Several Shades Of Why
(Sub Pop / Trost)
Der faule Willi unter den Gitarren-Berserkern ruft ans Lagerfeuer. Several Shades Of Why ist ein akustisches Bandalbum. Dass er das nicht schlecht beherrscht, hat Mascis schon mit seiner Stammband Dinosaur Jr. bewiesen: man erinnere sich an Not The Same vom Album Where You Been, auf dem er süßer jammert als sein Privatgott Neil Young. Oder an die wunderbaren Instrumentalstücke für den Score des Films Gas, Food, Lodging. Heute, als sozial verträglicheres Wesen, als er es damals war, lädt er Gäste wie Kurt Vile ein, der den raunzenden Stücken des Meisters zusätzlich Farbe verleiht. Hauts die Würschtel am Grill!

YUCK
(V2)
Slacker-Rock, the next generation: Yuck nennt sich eine Londoner Band von Strebern, die die Fächer Dinosaur Jr., Pavement und Sonic Youth mit Auszeichnung absolviert haben. So schamlos nah an ihren Vorbildern haben wenige Bands ihre Stücke gebaut; keines davon würde man schlecht nennen wollen, aber eigene Ideen probieren, das wäre doch auch einmal was, oder? (flu / DER STANDARD, Printausgabe, 1.4.2011)