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Geschätztes Wildgemüse mit Knoblauchgeschmack.

Foto: APA/Robert Jäger

Wien - Mit dem Frühling kommt auch der Bärlauch: Das aromatische Kraut erlebt seit einigen Jahr einen wahren Boom unter Feinschmeckern. Gleichzeitig langen aber auch alljährlich Hunderte Anfragen in der Vergiftungsinformationszentrale ein, denn Bärlauch kann leicht mit giftigen Pflanzen verwechselt werden, allen voran mit Herbstzeitlosen und Maiglöckchen.

Meist ist es dann doch falscher Alarm, denn auch Bärlauch in zu großen Mengen genossen, ist nicht gerade bekömmlich und kann Verdauungsbeschwerden verursachen, wissen die Experten der Zentrale. Dennoch lautet die dringende Empfehlung: Finger weg, vor allem für Unkundige.

Der Name der Pflanze kommt der Überlieferung nach tatsächlich von Bären. Diese suchen angeblich das Kraut nach dem Winterschlaf, um Magen, Darm und Blut zu reinigen. Zu finden ist er in den schattigen, humusreichen Auen und Flusswäldern. In den Alpen findet man den Bärlauch bis in Höhen von 1.700 Meter. Er blüht in der Zeit von April bis Juni - für die Küche sollten jedoch nur die jungen Blätter vor der Blüte geerntet werden. Die Pflanze wird 15 bis 30 cm hoch, man erkennt sie leicht an ihrem typischen Geruch nach Zwiebel oder Knoblauch. Der "wilde Knoblauch" - wie der Bärlauch auch genannt wird - wächst nur örtlich in großen Mengen. Um die Bestände zu erhalten, sollten pro Pflanze nur ein bis zwei Blätter gepflückt werden, die Zwiebel muss jedenfalls im Boden bleiben.

Geruchloser Saft der Herbstzeitlose

Der knoblauchähnliche Geschmack des Bärlauchs ist milder als Garten-Knoblauch und verursacht, in mäßigen Mengen genossen, keinen lästigen Geruch. Zum Würzen verwendet man den Bärlauch am besten frisch, da er beim Trocknen viel von seiner Wirkung verlieren kann. Die Blätter kann man roh unter anderem für Salate, Suppen, Soßen und Gemüse verwenden. Bärlauch sollte eigentlich nicht gekocht, sondern roh unter heiße Speisen gemischt werden.

Eine starke Ähnlichkeit hat der "wilde Knoblauch" vor allem mit der Herbstzeitlose und dem Maiglöckchen. Wichtigstes Charakteristikum des Bärlauchs: Seine Blätter treiben einzeln aus dem Boden und sind deutlich in eine lanzettähnliche Blattfläche und einen dünnen Blattstiel gegliedert. Der Saft riecht stark nach Knoblauch.

Der Bärlauch tritt oft mit der tödlich giftigen Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) gemeinsam auf. Deren Blätter sind schmal länglich-lanzettlich und sitzen ohne Blattstiel an dem im Boden bleibenden Stängel. Sie treiben in Büscheln aus dem Boden aus, wobei die jüngeren von den älteren umgriffen werden. Sie umhüllen die Fruchtkapsel. Der Saft der Herbstzeitlose ist geruchlos. Doch wenn man zuvor schon Bärlauch gesammelt hat, könnte der auf den Händen klebende Saft bei einer Überprüfung einen Knoblauch-Duft vortäuschen.

Tödliches Colchicin

Bereits drei bis vier Blätter der Herbstzeitlose genügen, um den Tod herbeizuführen. Dabei wirkt das in ihr enthaltene Zellgift - Colchicin - erst nach mehreren Stunden. Erste Vergiftungserscheinungen treten in Form von Übelkeit und Erbrechen auf, es folgen Durchfälle, Darm-, Blut- und Knochenmarkzellen werden zerstört, was nach etwa zwei Tagen zum Tod führen kann.

Verwechslungen mit dem Maiglöckchen (Convallaria majalis) haben zum Glück meist nicht so gravierende Folgen: Es ist zwar auch giftig, da es herzwirksame Glykoside enthält, die zu Herzrhythmusstörungen führen können. Diese werden vom Darm jedoch nur schlecht aufgenommen und von der Niere rasch ausgeschieden. Lebensgefährliche Vergiftungen sind selten. Das hat wohl auch damit zu tun, dass die Maiglöckchen etwas später austreiben. Sie entwickeln sich meist paarweise, wobei das ältere das jüngere Blatt umgreift.

Auch die Blätter der giftigen Garten-Tulpe (Tulipa-Hybriden), die gelegentlich verwildert, können eine tödliche Verwechslung nach sich ziehen. Sie bildet, wenn sie nicht zur Blüte gelangt, nur ein einzelnes Blatt aus, das dem des Bärlauchs ähnlich ist. Die Garten-Tulpe enthält den Wirkstoff Tulipin, ein Alkaloid, das eine ähnliche Wirkung wie das Colchicin der Herbstzeitlose besitzt. Schon 15 Minuten nach der Einnahme kann es zu Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall kommen. Starke Vergiftungen führen schließlich zu Schock, Apathie und durch Atemstillstand im schlimmsten Fall auch zum Tode. (APA)