Washington - Die US-Gesundheitsbehörde FDA wird von einem Insiderskandal erschüttert. Die Börsenaufsicht SEC wirft einem 57-jährigen FDA-Chemiker vor, gemeinsam mit seinem 25-jährigen Sohn durch verbotene Aktiengeschäfte mehr als 3,6 Millionen Dollar (2,56 Mio. Euro) verdient zu haben. Wie aus der am Dienstag (Ortszeit) veröffentlichten Klageschrift der SEC hervorgeht, nutzte der Beschuldigte in mindestens 27 Fällen sein privilegiertes Wissen über bevorstehende FDA-Entscheidungen zu gewinnträchtigen Transaktionen aus. Vor allem kaufte er Aktien von Pharmafirmen, die bald grünes Licht für bestimmte Medikamente bekommen sollten. Sobald die Behörde die Genehmigung öffentlich machte, legten die Aktienkurse der Unternehmen zu - und der FDA-Mitarbeiter strich die Gewinne ein.

In einem Fall waren das mehr als eine Million Dollar auf einen Schlag. Der Beschuldigte hatte sich zwischen Ende März und Ende April 2009 mit Aktien von Vanda Pharmaceuticals eingedeckt. Anfang Mai kam dann die Genehmigung der FDA für ein Schizophreniemittel von Vanda.

Der Mann arbeitete im FDA-Büro, das für die Qualitätsprüfung für neue Medikamente zuständig ist. Der Klageschrift zufolge verdiente er in dieser Position 122.744 Dollar im Jahr. Er hatte Zugang zu vertraulichen Informationen darüber, ob und wann seine Behörde bestimmte Medikamentenanwendungen billigen wird. Die illegalen Geschäfte wickelten der Beschuldigte und sein Sohn über verschiedene Handelskonten ab. Eines lief laut SEC über seine 84-jährige Mutter, die in China lebte. Mit den zusätzlichen Einnahmen kauften die beiden unter anderem eine Immobilie sowie Autos und bezahlten Reisen. Die Ermittler überführten den FDA-Mitarbeiter mit Hilfe einer Software, die sie auf seinem Computer installierten.

Einen großen Skandal erlebte die FDA bereits in den 1980er Jahren. Dabei ging es aber nicht um Insiderhandel, sondern um Geldzahlungen und Geschenke, die Behördenmitarbeiter von Generikaherstellern erhielten. (Reuters)