Wien - Immer öfter wird in Expertenkreisen diskutiert, ob Low Carb-Diäten (kohlenhydratarme Diäten) in vielen Fällen effektiver sein könnten als Low Fat-Diäten (fettreduzierte Diäten). Eine eindeutige Antwort gibt es dazu noch nicht, sagte Ernährungsexperte Helmut Nussbaumer am Donnerstag am Rande des 28. Ernährungskongresses der Diaetologen in Wien. Rund um den Globus würden dazu noch Forschungsprojekte laufen. Nussbauer hat beobachtet, dass Männer eher mit Low Carb zurechtkommen, Frauen eher mit einer fettreduzierten Ernährung.

Nussbaumer ist davon überzeugt, dass "man den Menschen kein einheitliches "Diät-Konzept" überstülpen dürfe. So wie es für jeden Menschen individuelle Kleidergrößen oder Leibspeisen gibt, gibt es eben auch Personen, die lieber oder besser mit Low Fat bzw. mit Low Carb abnehmen.

Nudeln von Frauen bevorzugt

Nussbaumers Erfahrung nach - die auch durch eine renommierte Studie gestützt wird - gibt es Hinweise darauf, dass sich Männer oft beim Abnehmen mit low carb leichter tun, während Frauen eher mit low fat bessere Ergebnisse erzielen. Männer ergattern als Nachschlag beim Essen also eher noch eine Scheibe vom Braten, während Frauen vielmehr bei den Nudeln zugreifen würden. "Vielleicht hängt das mit der Evolutionsgeschichte zusammen, dass die Männer eher die Jäger waren und die Frauen haben die Früchte angebaut bzw. gesammelt", sagte der Experte im.

Die entsprechenden medizinischen Fachgesellschaften in Europa zeigen sich zum Thema Low Carb noch sehr verhalten, erklärte Nussbaumer. Es kommen aber langsam auch in Österreich und Deutschland vorsichtige Aussagen, dass Low Carb unter bestimmten Umständen "eventuell doch nicht so schlecht" sei. In Amerika zeigen sich die Fachgesellschaften wesentlich offener gegenüber der Low Carb-Option beim Gewichtsmanagement. So wurde 2010 in den Dietary Guidelines for Americans in den USA auch empfohlen, gegebenenfalls den Eiweiß-Anteil in der Nahrung zu steigern.

Die Suche nach dem richtigen Brot

"Viele Menschen kommen mit den Kohlenhydraten nicht zurecht", so Nussbaumer. Es werde zwar Vollkornbrot empfohlen: "Doch finden Sie in der Praxis das richtige Brot heraus. Die meisten sind eingefärbte Weizenbrote mit Zucker mit ein paar Körnern drauf. Das ist besonders für Diabetiker schlimm", erklärte der Diaetologe.

Für Nussbaumer, Mitarbeiter an einem Diabetes-Zentrum im bayerischen Burghausen, ist vorrangig wichtig, dass sich Übergewichtige mit der Problematik per se auseinandersetzen und sich nach der Gewichtsreduktion durch das damit neu gewonnene Lebensgefühl langfristig positiv motivieren können, das Gewicht zu halten. "Wenn mir jemand sagt, dass er gerne Nudeln isst, da wäre es mit einer Low Carb-Ernährung zum Scheitern verurteilt." Andere wiederum würden mit einer Kohlenhydratreduktion gut zurecht kommen. "Und das ist auch am praktikabelsten", so Nussbaumer.

Kalorienreduktion zählt

"Unterm Strich zählt letztendlich die Kalorien-Reduktion", erklärte der Experte. "Auf das eigene Gewicht zu schauen, sollte nicht auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt, sondern muss Teil des täglichen Lebens sein", betonte Nussbaumer. "Es kommt immer auf den einzelnen Menschen und einen adäquaten Lebensstil an, denn eine Abnehm-Wunderpille gibt es nicht und es wird sie meiner Meinung nach auch nicht so schnell geben". (APA)