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Mussa Kussas letzte Pressekonferenz in Tripolis (Video).

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Gedenkstein für die britische Polizistin Yvonne Fletcher, die aus der libyschen Botschaft erschossen wurde. Mittlerweile hat sich Gaddafi entschuldigt.

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Tony Blair mit Muammar Gaddafi in Tripolis: die Versöhnung mit dem Westen war ein großer Erfolg für Mussa Kussa

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Als "extrem intelligent, gut informiert, raffiniert und Befürworter besserer Beziehungen zwischen Libyen und den USA" charakterisierte US-Senator Tom Lantos den libyschen Außenminister Mussa Kussa, der am Mittwochabend mit seiner überraschenden Reise nach London Schlagzeilen machte.

Muammar Al-Gaddafis ehemaliger Geheimdienstchef kam laut Angaben des britischen Außenministeriums freiwillig aus Tunesien nach England und erklärte dort, er lege sein Amt zurück. Berichte, man habe ihm Straffreiheit zugesichert, dementierte der britische Außenminister William Hague: Kussa genieße keine Immunität, mehr Details würden "zu gegebener Zeit" bekanntgegeben.

Kussa wird derzeit vom britischen Geheimdienst verhört, der sich von der Befragung wichtige Informationen über die Machtstrukturen des Gaddafi-Clans erhofft. Der Absolvent der Michigan State University spricht fließend Englisch.

Lob für IRA

Der ehemalige Chef des libyschen Auslandsgeheimdienstes ist in Großbritannien nicht unbekannt: er war 1980 kurz Botschafter des nordafrikanischen Landes in London, wurde aber rasch ausgewiesen, nachdem er in einem Interview mit der "Times" die Ermordung Oppositioneller im Ausland befürwortet und Sympathien für den Unabhängigkeitskampf der irischen IRA geäußert hatte.

Bei der Abreise verkündete er damals, dass seine Ausweisung an der Praxis, Regimekritiker zu ermorden, nichts ändern werde. Er behielt Recht: am 11. April 1980 wurde der Exil-Libyer Mohammed Ramadan vor der Londoner Moschee am Regent's Park erschossen, und 1984 wurde aus der libyschen Botschaft am Londoner St James's Square mit automatischen Waffen das Feuer auf eine Anti-Gaddafi-Demo eröffnet, die britische Polizistin Yvonne Fletcher wurde tödlich getroffen, sieben weitere Personen verletzt.

Karriere in Libyen, Annäherung an den Westen

1992 wurde Kussa zum stellvertretenden Außenminister ernannt, 1994 übernahm er den gefürchteten Auslandsgeheimdienst Jamahiriya el-Mukhabarat.
Ende 2003 verkündete Gaddafi, er wolle sein Nuklearprogramm beenden, unterzeichnete den Vertrag zum Verbot von Atomtests, und Libyen trat der der Konvention zum Verbot von Chemiewaffen bei. Auch hier soll Kussa die Fäden gezogen haben.

Mit seinem Besuch bei Gaddafi setzte der damalige Premier Tony Blair 2004 damals ein Zeichen: er reichte dem Diktator die "Hand der Freundschaft". Kurz nach dem Gipfeltreffen im Zelt wurden erste Vereinbarungen britischer Unternehmen über Öl-und Gasförderung sowie über Waffenverkäufe bekannt. 2009 wurde schließlich der Lockerbie-Attentäter Abdel Bassit Ali Mohammed al-Megrahi freigelassen und durfte nach Libyen heimkehren.

Letzte Pressekonferenz in Tripolis

Auch als der UN-Sicherheitsrat am 17. März die Resolution 1973 verabschiedete, die die Einrichtung einer Flugverbotszone über Libyen autorisiert, schickte Gaddafi seinen Außenminister vor: Kussa verkündete, man habe die umgehende Einstellung aller Kampfhandlungen angeordnet. Laut Bewohnern der Stadt Misrata ging der Artilleriebeschuss aber unverändert weiter.

Die Pressekonferenz am 18. März in Tripolis war Kussas bislang letzter öffentlicher Auftritt: am Montag reiste er in offizieller Mission nach Tunesien, wo er am Mittwochnachmittag das Flugzeug nach England bestieg. (bed)