Andy Warhols "Moonwalk" aus dem Jahr 1987.

Foto: Kunsthalle Wien/D. James Dee Courtesy Ronald Feldman Fine Arts, New York

Wien - Faszination Weltraum zwischen popkultureller Auseinandersetzung, avantgardistischer Neudeutung und wissenschaftlicher Aufarbeitung: In dieser Breite und mit aller Ausführlichkeit widmet sich ab Freitag die Ausstellung "Weltraum. Die Kunst und ein Traum" bis zum 15. August in der Kunsthalle Wien dem Thema. Die Schau ist eine Kooperation mit dem Naturhistorischen Museum (NHM), wofür die beiden Häuser per Livestream nicht nur "metaphorisch, sondern auch ganz real" verbunden sind, wie Kuratorin Catherine Hug am Donnerstag bei der Presseführung erläuterte.

Es sei natürlich "keine komplette Erklärung des Universums" möglich, man wolle aber "durch wissenschaftliche und künstlerische Produktionen auf eine alle Sinne ansprechende Weise diesem Thema eine Spur näher" kommen, so Hug. Kunsthalle Direktor Gerald Matt ergänzt: "Uns geht es darum, den Weltraum nicht nur als geografischen, sondern vor allem als symbolischen Raum begreifbar zu machen." Die Faszination des Menschen werde genährt von einer "immanenten Sehnsucht nach dem Unbekannten". Seit Jahrhunderten drehen sich Träume und Visionen der Menschen darum, die „extraterrestrische Zone“ zu erobern, thematisiert werde dabei auch der Paradigmenwechsel im Lauf der vergangenen Jahrhunderte: Von einer rein gedanklichen Auseinandersetzung mit einem unerreichbaren und kaum definierbaren Ort hin zur Erforschung auf Basis des technologischen Fortschritts.

Von der Eroberung des Weltraums...

Begibt man sich in den ersten Stock der Kunsthalle, wird man zunächst von einem wissenschaftlichen Vermittlungsprogramm begrüßt, das von Oliver Rathkolb und NHM-Direktor Christian Köberl gestaltet wurde: Hier wird die Entwicklung der Forschung und Eroberung des Weltraums seit der Frühgeschichte der Astronomie nachgezeichnet. Kurz vor der eigentlichen Ausstellungshalle trifft man gleich auf das erste Pop-Zitat: Stanley Kubricks filmisches Meisterwerk "2001: A Space Odyssey" wird auf eine Leinwand projiziert. Und somit ist der Weltraumspaziergang für die Besucher eröffnet.

Rund 50 Künstler aus 18 Nationen präsentieren mit 80 Werken ein enorm breites Spektrum der kreativen Auseinandersetzung mit dem Generalthema Weltraum, wobei die Schau in neun Teilbereiche gegliedert ist, von utopischen Vorstellungen über Bedrohungsszenarien bis zu neuen Theorien und philosophischen Fragestellungen. Eine klare Trennung ist mitunter nur schwer möglich, fließen die einzelnen Positionen doch stark ineinander. Weltraumtourismus ist ebenso ein Thema wie spielerische Assoziationen, die in comichaften Wandgemälden münden.

Während Vladimir Dubossarsky und Alexander Vinogradov mit ihren Pop Art-Bildern etwa ein Fußballspiel zwischen Menschen und Aliens auf dem Mars veranschaulichen, hat Gianni Motti die US-amerikanische Flagge der Mondlandung nachgestellt. Star-Trek-Figur Uhura drückt in einer Endlosschleife Knöpfe, während knapp daneben die Lichtinstallation "Box Jellyfish" von Virginie Yassef blinkt und Hollywood-typische Alienklänge von sich gibt. Und Julieta Aranda lässt in einem Glaskubus zu Staub zermahlene Science-Fiction-Romane durch die Luft wirbeln.

... bis zum Kampf der Systeme

Auch die politische Aufladung des Weltraums wird thematisiert, kam es doch während und nach dem Kalten Krieg zum Kampf der Systeme und wurde das Universum zum "Schauplatz ideologischer Auseinandersetzungen zwischen Russland und den USA", wie Matt bemerkte. Die Verbindung zum NHM wird über dessen Meteoritensammlung gezogen, die die weltgrößte und älteste Schausammlung ist, wie Köberl betonte. Sowohl Kunst als auch Wissenschaft würden versuchen, "die Welt zu verstehen, zu interpretieren und aufzuarbeiten". Die Schau zeige, dass "der Dialog zwischen Kunst und Wissenschaft sehr befruchtend und interessant sein kann", so Köberl.

Angeregt wurde die Ausstellung unter anderem von Walter Famler, Mitglied der Bewegung "KOCMOC/Gruppe Gagarin", die es sich seit 1997 zum Ziel gesetzt hat, das Andenken an den ersten Menschen im Weltall zu bewahren, und aus 64 Spezialisten weltweit besteht. In diesem Jahr jährt sich sein Flug ins All zum 50. Mal, was u.a. ein Grund für die Konzeption der Schau war. Aus der Sammlung der Gruppe stammen große Teile der Gagarin-Devotionalien, die zu sehen sind: Von Büsten über Bilder und Bücher bis zu Spielzeug und einer lebensgroßen Nachbildung seines Büros. Eröffnet wird die Ausstellung heute Abend von Bundespräsident Heinz Fischer und zwei Kosmonauten: dem Österreicher Franz Viehböck sowie dem Russen Alexander Wolkow. (APA)