Wien - Vor 20 Jahren war er in aller Munde: Als Pianist und Mastermind der frisch-frechen Eklektizistentruppe der Loose Tubes tourte Django Bates als Shootingstar des britischen Jazz durch Europa. Seit dem Ende des Labels JMT anno 1995 ist es freilich stiller um den gewitzten Paradiesvogel der Postmoderne geworden. Nach über zehn Jahren Pause gastierte Bates, mittlerweile 50 Jahre alt, wieder in Wien, im leider eher schütter besetzten Porgy & Bess.
Das Thema des Abends wäre für Bates und seine Mitstreiter in den Anfangsjahren undenkbar gewesen, galt es damals doch, dem als bieder und dogmatisch empfundenen Mainstream-Jazz den Marsch zu blasen. Anno 2011 steht nun tatsächlich Bebop-Genie Charlie Parker im Mittelpunkt des aktuellen, bereits auf CD verewigten Programms Beloved Bird, das Bates im Klaviertrio mit zwei im Zuge seiner Unterrichtstätigkeit in Kopenhagen rekrutierten Musikern präsentiert: mit Petter Eldh am Bass und Peter Bruun am Schlagzeug.
Das Publikum hatte indessen sein Kommen nicht zu bereuen. Django Bates ist Django Bates geblieben, also: Seine musikalische Energie lässt sich nicht in vorgegebene Formen pressen. Die Stücke aus dem Repertoire der 34-jährig am Heroin zugrunde gegangenen Jazz-Ikone Charlie Parker sind ihm nicht verehrungswürdige Reliquien, sondern Vehikel für die Umsetzung eigener Ideen.
Hot House wurde da genussvoll zerzaust, die Thementeile tempomäßig gestaucht und gedehnt, um in der Improvisation bald jedes Netz unter den Fingern zu verlieren und in freie, spontane Interaktionsgefilde abzutauchen. Moose The Mooche sah sich in vertrackte rhythmische Bahnen umgeleitet, während der ziemlich flotte Bebop-Track A-Leu-Cha zum meditativ entrückten Akkordfarbenspiel mutierte.
Diesen Herrn möchten wir in Zukunft bitte wieder öfter in Wien vernehmen. (Andreas Felber, DER STANDARD - Printausgabe, 1. April 2011)