Tripolis/London/Rom - Nach seiner Flucht aus Libyen ist der von Diktator Muammar al-Gaddafi abgefallene Außenminister Mussa Kussa in London intensiv von britischen Behörden befragt worden. Das Foreign Office hatte am späten Mittwochabend bestätigt, dass Kussa "aus freiem Willen" nach London gekommen sei. Wie der britische Außenminister William Hague am Donnerstag erklärte, genießt Kussa in Großbritannien keine Immunität vor Strafverfolgung. Er bestätigte gleichzeitig, Kussa sei bereits in den vergangenen Wochen ein "enger Gesprächspartner" gewesen.
Die italienische Regierung setzte unterdessen ihre Initiative der vergangen Tage fort und will im Zusammenwirken mit der Afrikanischen Union Gaddafi zum Gang ins Exil bewegen.
Gaddafi selbst und seine Söhne halten sich nach Angaben der Regierung in Tripolis weiter im Lande auf. Sie seien entschlossen, "bis zum Ende" zu bleiben, sagte Regierungssprecher Mussa Ibrahim. "Dies ist unser Land. Wir sind stark an jeder Front."
1000 Tote bei Kämpfen
Bei den Kämpfen zwischen Aufständischen und Gaddafi-Anhängern sind britischen Angaben zufolge bisher rund 1000 Menschen ums Leben gekommen. Der Aufstand habe faktisch zu einer Spaltung des Landes geführt.
Die Rebellen versuchten am Donnerstag vergeblich, die Küstenstadt Brega einzunehmen, aus der sie am Vortag von den Regimetruppen nach kurzzeitiger Eroberung wieder vertrieben worden waren. Die Milizen der Regimegegner standen nun zehn Kilometer westlich der Stadt Ajdabiya, etwa 200 Kilometer von Bengasi entfernt. Wie schon zuletzt erwiesen sich die Rebellen den regimetreuen Verbänden an Bewaffnung und militärischem Organisationsgrad als unterlegen.
Seit Donnerstag stehen die internationalen Luftoperationen offiziell zur Gänze unter dem Kommando der Nato. (red, Reuters, dpa, AFP, STANDARD-Printausgabe, 1.4.2011)