Tel Aviv - Die Haltung jüdischer Israelis gegenüber der arabischen Minderheit wird zunehmend radikaler. Eine neue Studie in Israel hat ergeben, dass 46 Prozent aller jüdischen Jugendlichen dafür sind, Arabern im Land ihre politischen Grundrechte zu nehmen.

Insgesamt wurden 1600 arabische und israelische Jugendliche im Alter von 15 bis 18 und 21 bis 24 Jahren zu den Themen Nationalismus, Demokratie und Vertrauen in staatliche Institutionen befragt. Die Studie wurde von der deutschen SPD-nahen Friedrich- Ebert-Stiftung und dem israelischen Macro Center for Political Economics durchgeführt.

Die Umfrage zeigt, dass sich junge Menschen in Israel von demokratischen Werten entfernen. Der jüdische Charakter des Staates wird dafür immer wichtiger. Viele wünschen sich eine starke politische Führung des Landes.

"Jüdische Identität" wichtig

Vor 13 Jahren war Demokratie für 26 Prozent aller Jugendlichen ein erstrebenswertes "nationales Ziel". 2010 waren es nur noch 14 Prozent. Die Bedeutung der jüdischen Identität Israels ist hingegen von 18 Prozent auf 26 Prozent gestiegen und steht damit an erster Stelle. Das gilt freilich nur für jüdische Israelis und nicht für die arabische Minderheit, die 20 Prozent der Bevölkerung ausmacht.

60 Prozent bevorzugen eine "starke politische Führerschaft" gegenüber einem Rechtsstaat. Auf die Frage, was der Gedanke an Araber für sie auslöse, antworteten 25 Prozent mit "Hass", zwölf Prozent mit "Angst". Ideologisch sind junge Israelis nach rechts gerückt: Während sich 1998 noch 48 Prozent als politisch rechts definierten, sind es heute schon 62 Prozent. (andh, STANDARD-Printausgabe, 1.4.2011)