Am Donnerstag erfolgte der Startschuss in die Finalserie der EBEL 2010/11, der Sieger des Grunddurchgangs, der Klagenfurter AC, übernahm durch einen 6:5-Heimsieg über Salzburg die Führung im diesjährigen Titelkampf. Auf derStandard.at begleiten wir jedes der Finalspiele via Live-Ticker (Nachlese Spiel eins) und in Form einer analytischen Nachbetrachtung in unserem "Crunch Time"-Blog.

Rasse ja, Klasse jein

Es war das erste von bis zu sieben Duellen der nominell stärksten EBEL-Teams um die Meisterkrone des Jahres 2011, das am Donnerstagabend in Klagenfurt in Szene ging. Einen Qualitätsnachweis für das spielerische Niveau der Liga vermochten der KAC und Salzburg vor 5.088 Zusehern in der ausverkauften Klagenfurter Stadthalle jedoch nicht zu liefern. Auch wenn in der oberflächlichen Betrachtung elf Tore auf ein gutes Eishockeyspiel hindeuten mögen, spielerisch offenbarten sich bei beiden Teams über weite Strecken des Spiels merkbare Mängel.

Special Teams im Fokus

Besser ins erste Finalspiel fanden an diesem Abend die Gäste aus Salzburg, die den Schwung vom hart umkämpften aber letztlich ungefährdeten Sieg im siebten Semifinale gegen Wien 48 Stunden zuvor mitbrachten und konsequenter Weise auch früh in Führung gingen: Mit seinem bereits siebten Play-Off-Treffer brachte Manuel Latusa den EC Salzburg nach gut drei Minuten in Front. Symptomatisch für das Spiel, dass das Tor - wie in der Folge vier weitere - im Powerplay erzielt wurde. Gerade in Überzahl wurde es an diesem Abend beiden Mannschaften recht einfach gemacht, zum Torerfolg zu kommen. Kann für Salzburgs Penalty Killing ob der starken Unterzahl in den beiden vorangegangenen Serien gegen Olimpija und die Capitals noch wohlwollend ein einmaliger Ausrutscher angenommen werden, zieht sich die Schwäche des Rekordmeisters im Spiel in numerischer Unterlegenheit schon durch die gesamte Post Season. Auf mittlerweile 69,4 Prozent ist Klagenfurts Erfolgsquote beim Überstehen von Strafzeiten ohne Gegentor in den Play-Offs abgestürzt - ein Negativrekord seit der EBEL-Gründung 2003. Die Unterzahl-Schwäche könnte zum großen Stolperstein für den KAC auf dem Weg zum 30. Meistertitel werden, abgeschwächt wird dieser Effekt aktuell noch durch den Umstand, dass sich gegenwärtig auch Salzburgs Powerplay eher holprig darstellt. Der Grund dafür liegt in erster Linie in der fehlenden personellen Kontinuität: Pierre Pagé bringt in Überzahl drei verschiedene Blöcke mit annähernd gleicher Eiszeit zum Einsatz, wechselt noch dazu deren Besetzung im Laufe eines Spiels mehrfach.

Defensive Instabilität

Ein weiteres Problem der "Rotjacken" - und auch das hat Finalspiel Nummer eins klar belegt - ist die Defensivabteilung. Dort spielt Kirisits im Rahmen seiner Möglichkeiten brav, fehlt aber mit Herbert Ratz ein entscheidend stabilisierender Faktor. Zwar befinden sich Kirk Furey (offensiv wie defensiv überragend, unglaubliche +15 nach neun Play-Off-Einsätzen) und Martin Schumnig im schier nicht enden wollenden Formhoch, dahinter klafft jedoch die rot-weiße Problemzone: Brown und Siklenka stets für einen Fehler gut, Reichel völlig von der Rolle (Play-Offs: -8 in einem Team, das einen Saldo von +9 aufweist). Der KAC muss seine Abwehr stabilisieren, will er in dieser Finalserie reüssieren. Das trifft auch auf Goalie Andy Chiodo zu, der in der Post Season bisher ganze 3,21 Gegentore pro Partie kassierte - die in dieser Wertung hinter ihn klassierten Torhüter gewannen gemeinsam von 15 Spielen nur ein einziges.

"Gut essen, gut schlafen" reicht nicht

Salzburgs Schwächen lagen im ersten Finalspiel dort, wo sie auch schon in den vorangegangenen Play-Off-Runden auszumachen waren: Vordergründig in einer mangelnden Fokussierung einer Reihe von Spielern, die sich etwa in überdurchschnittlich vielen genommenen Strafen äußert (25,3 Prozent mehr Unterzahlspiele als im Grunddurchgang). Indikator für das Fehlen der letzten Konsequenz ist auch die düstere Bilanz in gerade in Play-Off-Serien so wichtigen Auswärtsspielen, gelang dem Titelverteidiger bei fünf Auftritten in der Fremde doch lediglich ein Sieg.
Erschwerend hinzu kommt, dass nominelle Schlüsselspieler wie Andre Lakos (-3) oder Thomas Koch (47 Prozent weniger Punkte als in den letzten vier Post Seasons sowie ein -1 als Erstlinien-Center) deutlich außer Form agieren und mit Daniel Welser ein Spieler ausfällt, der mit seiner Grundhaltung oft Mitspieler mitreißen und anstacheln kann.

Steigerung erwünscht

Das Fazit zum ersten Finalspiel: An der Ligaspitze nichts Neues. Trotz toller Records haben sowohl der KAC als auch Salzburg mit einigen Problemen in ihrem jeweiligen Spiel zu kämpfen. Die Auftaktpartie am Donnerstag in Klagenfurt mag zwar ein rassiges Eishockeyspiel mit vielen Toren gewesen sein, es beinhaltete jedoch auch eine Vielzahl an Fehlpässen, teilweise deftige Mängel im Spielaufbau und individuelle technische Unzulänglichkeiten. Anspannung und eine gewisse Nervosität sind Teil jeder Play-Off-Paarung, gerade wenn sie Klagenfurt gegen Salzburg heißt. Nach Spiel eins der Serie drängt sich jedoch der Verdacht auf, dass der Pott am Ende nicht in der Kabine der besseren Mannschaft stehen wird, sondern in jener des Teams, das es besser versteht, seine Fehlerquote zu minimieren. Vorfreude auf das nächste Spiel am Sonntag gegeben, Steigerung von beiden Teams jedoch erwünscht. (Hannes Biedermann; derStandard.at; 1.April 2011)