Salzburg - Salzburg-Trainer Huub Stevens hat am Freitag einmal mehr die Terminplanung des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB) kritisiert. Der Niederländer ärgerte sich vor allem über das Testspiel am 7. Juni gegen Lettland - vier Tage nach dem EM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland. Damit werde der ohnehin viel zu kurze Urlaub seiner Spieler noch einmal verkürzt, argumentierte Stevens.

Stein des Anstoßes ist eine Muskelverhärtung, mit der Stürmer Roman Wallner vom Länderspiel-Doppel gegen Belgien und in der Türkei (jeweils 0:2) zurückgekehrt ist. Salzburgs Topscorer ist damit für das Sonntag-Spiel bei seinem Ex-Club LASK fraglich. Dabei war er im ÖFB-Team in beiden Spielen nur auf der Tribüne gesessen. "Es ist schade, wenn man einen Spieler zehn Tage vermisst und er keine Minute spielt", sagte Stevens in Richtung ÖFB-Teamchef Dietmar Constantini. "Wenn er nicht einmal im Kader ist, das ärgert mich.""

Unglaubliches Freundschaftsspiel"

Wallners Blessur war in einer Aktivierungseinheit aufgetreten. "Es ist nichts Dramatisches, aber ich habe abbrechen müssen", erklärte der 29-Jährige. Franz Schiemer war ebenfalls beim ÖFB-Team, verpasste die Spiele aber wegen einer Muskelverletzung in der Wade. Der Defensiv-Allrounder fehlt den Bullen rund drei Wochen, Stevens hätte ihn in der Länderspielpause lieber in Salzburg gesehen.

Der enge Bundesliga-Terminplan samt kurzer Sommerpause ist Stevens seit jeher ein Dorn im Auge. Für das zusätzliche Länderspiel fehlt ihm aber das Verständnis. "Nach der Saison spielt das Nationalteam gegen Deutschland, dann noch dieses unglaubliche Freundschaftsspiel. Die Jungs haben sowieso schon keinen Urlaub", erinnerte Stevens. "Auch Ruhe ist Training, aber die bekommen sie nicht." 

ÖFB reagiert mit Unverständnis

Der ÖFB wies in einer Aussendung darauf hin, dass die Nutzung des Länderspieltermins am 7. Juni in Absprache mit den Bundesliga-Clubs getroffen wurde. "Es ist unverständlich, dass der erfolgreiche Trainer des regierenden Meisters knapp acht Monate später eine auch durch seinen Club mitgetragene Entscheidung plötzlich kritisiert und den Eindruck erwecken lässt, dass die Terminplanung der österreichischen Nationalmannschaft ohne Kenntnis der Verantwortlichen der Bundesliga und ihrer Clubs getroffen würde", hieß es vonseiten des ÖFB.

Die gemeinsame Sitzung mit Vertretern der Bundesliga, der Clubs und der sportlichen Führung des Verbandes hatte am 10. August 2010 in Klagenfurt stattgefunden, Salzburg-Coach Huub Stevens war dort durch seinen damaligen Co-Sportdirektor Thomas Linke vertreten worden.

Keine Rolle mehr spielt bei Stevens der Kroate Nikola Pokrivac. "Das hat mit seiner Haltung zu tun, die nicht professionell ist", behauptete der Cheftrainer. Der Mittelfeldspieler, im Herbst noch im kroatischen Teamkader, sei zu zufrieden und lasse sich hängen. "Zufriedenheit ist oft ein Rückschritt", betonte Stevens. "Ich habe ihm lange das Vertrauen gegeben, aber er hat nicht geantwortet. Er verschmeißt die eigene Karriere, das ist schade."

Pokrivac steht in Salzburg noch bis 2012 unter Vertrag. Der 25-Jährige war 2009 um kolportierte zwei Millionen Euro vom AS Monaco gekommen. Der Internationale trainiert laut Club aus "disziplinären Gründen" mittlerweile nur noch unter seinem Landsmann Niko Kovac bei den Red Bull Juniors. An seiner Stelle will Stevens für das zentrale Mittelfeld den 19-jährigen Daniel Offenbacher aufbauen. (APA)