Die Chefs der beiden Wirtschaftsforschungsinstitute Wifo und IHS, Karl Aiginger und Bernhard Felderer, haben am Freitag für dieses Jahr ein ordentliches Wirtschaftswachstum von etwa 2,4 Prozent vorausgesagt, für kommendes Jahr allerdings einen Rückgang auf rund zwei Prozent.

Sie begründen dies mit einer höheren Inflation durch steigende Rohstoffpreise und der anhaltenden Euro-Schuldenkrise. Dafür aber wirkt sich die gute deutsche Konjunktur positiv aus.

All das mag tatsächlich eintreffen. Aber wenn man sich die Trefferquote der Wirtschaftsforscher in früheren Jahren anschaut, dann sieht man schnell, dass sie eigentlich nur eine geschönte Form der Wahrsagerei zustande bringen – und keine handfesten Voraussagen. Das ist nicht ihre Schuld, sondern liegt an der Unberechenbarkeit der Weltwirtschaft.  Aber es stellt die inhaltliche Relevanz all dieser Konjunkturprognosen infrage.

Wohl war es in den vergangenen Jahren wegen der Finanzkrise besonders schwierig, Voraussagen zu treffen. Davor gab es mehrere Jahre, in denen die Wachstumsprogosen eher eingetroffen sind.  Etwa im Jahr 2008, das anfangs mit plus 2,3 Prozent prognostiziert wurde und dann ein Wachstum von 2,0 Prozent aufwies.

Das Wachstum für 2009 wurde im Juni 2008 noch mit plus 1,6 Prozent angenommen, nach dem Lehman-Crash auf etwa minus 2,5 Prozent herabgesetzt, und sich schließlich mit einem Minus von 3,9 Prozent noch als erheblich schlechter erwies.

Die erste Prognose für 2010 kam am Tiefpunkt der Konjunktur im März 2009 und belief sich auf 0,4/0,5 Prozent. Im September revidierten die Volkswirte den Wert auf 1,0 Prozent, im März 2010 auf 1,3 Prozent im September auf etwa 1,9 Prozent, was das tatsächlich Wachstum (2,0) schon ganz gut traf.

Für 2011 lautete die erste Prognose (März 2010) 1,4 bzw. 1,7 Prozent, diese wurde von Mal zu Mal erhöht. Heute erwarten die Forscher bereits etwa 2,4 Prozent.

Was soll man also von der Prognose einer leichten Dämpfung im kommenden Jahr halten? Das mag eintreffen – oder auch nicht. Genauso kann heuer im Herbst schon das Wachstum zurückgehen und dann 2012 sich wieder beschleunigen. Oder aber die Wolken über der Weltwirtschaft lichten sich und alles wird viel besser. Oder es treten neue Probleme auf, die die Konjunktur nächstes Jahr wieder Rezession treiben.

All das lässt sich nicht verlässlich voraussagen. Das beste, was Volkswirte können, ist inmitten eines Jahres eine halbwegs brauchbare Schätzung für das laufende Jahr abgeben. Alles andere – und vor allem die Voraussage, ob sich die Konjunktur im kommenden Jahr beschleunigen oder verlangsamen wird - ist reine Spekulation – etwa so viel wert wie Horoskope und andere Wahrsagerei.