Die Krone, mit ihrem untrüglichen Gespür für jenseitige Phänomene, hat jetzt festgestellt, dass Heinz-Christian Strache sich "nicht mehr nur auf seine Kernkompetenz, das Ausländerthema", konzentriert. "Bei Wirtschaftsthemen und Sozialfragen ist Strache durchaus profund unterwegs", erkannte der einschlägige Redakteur: "Der Mann gewinnt an Format."

Das verwirrt etwas, denn in der letzten Zeit hat niemand sonst irgendeine nennenswerte politische Aktivität von Strache wahrgenommen, man fragte sich schon, wo er eigentlich ist. Sollte er heimlich Nationalökonomie und Sozialpolitik studiert haben - in Klausur mit sich selbst, mit heißem Kopf hinter einem Riesenstapel von Büchern? Oder ist die Entdeckung von Strache als Polyhistor durch die Krone vielleicht ein diskreter Wink an das Kanzleramt, dass wieder einmal eine Inseratenstrecke mit dem Thema "Faymann Superstar!" fällig ist?

Die Lösung dürfte in einer soeben veröffentlichten Umfrage im Auftrag des Privatsenders ATV liegen, wonach die FPÖ mit 29 Prozent derzeit stärkste Partei wäre (SPÖ 26 Prozent, ÖVP 25 Prozent). Dabei hat Strache der jämmerlichen Performance der Regierung nur ein machtvolles Nichtstun entgegengesetzt. In der Kanzlerfrage hat Faymann übrigens 19 Prozent, Strache 17 und Pröll 15. Das österreichische Paradox: Wenn die Regierung nix macht und der Chef der größten Opposition auch nix, dann gewinnt Letzterer "an Format". (RAU; DER STANDARD; Printausgabe, 2./3.4.2011)