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Die Lenker hinter dem Spitzenspiel

Montage, Fotos: Reuters/Ebenbichler

Ein Fußballabend kann fernab von internationaler Klasse sein und trotzdem nett anzusehen. Gerade Spitzenspiele der heimischen Liga beweisen das immer wieder - man ist geneigt zu sagen "im Optimalfall".

Ehe es ab dem kommenden Wochenende in die vierte Rückrundenserie der Liga geht, empfing der doch überraschende Titelkandidat Sturm am Sonntag mit Rapid die bisherigen Underperformer der Saison zu einem solchen Match. Beide Mannschaften wollten oder brauchten demnach einen Sieg.

Franco Foda ließ vor der heimischen Kulisse ein schiefes 4-4-2 auflaufen. Im Zentrum übernahm Mevoungou die Spielmacherrolle, der links aufgestellte Salmutter zog gerne hinter die beiden Spitzen, Wolf gab hingegen auf der rechten Seite fast schon einen Flügelstürmer. Szabics und Kienast zeichneten sich in der Mitte mit Beweglichkeit aus.

Peter Pacult gab seiner Mannschaft ein recht klassisches 4-2-3-1 vor. Die bemerkenswerteste Personalie war Prokopic in der Mitte, dessen Aufstellung wohl so etwas wie die offensive Risikovariante darstellte.

Die Grundausrichtung des Spiels

Ereignisreich

Beide Teams waren also gemäß der Ausgansposition offensiv ausgerichtet, auch wenn die im internationalen Fußball für Angriffe so wichtigen Außenverteidiger ihre Rollen meist sehr vorsichtig interpretierten. Aber die Vorderleute attackierten früh und die Trainer ließen ihre Abwehrreihen recht hoch aufrücken. 

Es zeichnete sich schnell ab, dass das für die Gäste zum Problem werden würde. Ihre Verteidigung sah sich bei steilen Pässen immer wieder im Temponachteil und konnte das mit einem zeitweise mäßigen Stellungsspiel auch nicht kompensieren. Dass in der Mitte zu wenig Druck auf die ballführenden Blackies - allen voran Mevoungou ausgeübt wurde - erschwerte die Aufgabe für die Verteidigung, da es so auch immer wieder zu solchen Pässen kommen konnte.

Nach 10 Minuten rächte sich dieses Problem dann auch tatsächlich. Mevoungou sah Szabics starten, jagte einen tollen Pass nach vorne und der Ungar war allein vor Payer dann auch noch selbstlos und umsichtig genug, um den heraneilenden Wolf sein erstes Tor im Sturm-Trikot zu ermöglichen.

Schneller Ausgleich

Aber auch Rapids Konzept, über die Flügel in vielversprechende Positionen zu gelangen, ging nur wenig später erstmals auf. Hofmann wurde in derzwölften Minute im Zentrum vernachlässigt und unterstützte auf der rechten Seite Trimmel, der im Spielverlauf etwa jedes zweite Duell gegen den überforderten Perthel gewann. Nach einem Doppelpass machte Trimmel einen druckvollen Sprint mit Ball in die Mitte, zeigte noch einen schönen Haken zur Mitte. Dass der abgeblockte Schuss dann Prokopic vor den Füßen landete war zwar etwas glücklich, aber eben eine Folge eines stark vorgetragenen Angriff.

Den Grünen gelang es trotz zahlenmäßiger Überlegenheit in der Mitte aber die gesamte erste Hälfte über nicht, auf das Problem in dieser Zone zu reagieren. In der 14. Minute musste Payer nach einem weiteren Mevoungou-Steilpass weit vor dem eigenen Tor klären. Kurz vor der halben Stunde gelang Sturm aus derselben Ausgangsitutation ein besonders schöner Spielzug. Mevoungou spielte steil, Szabics legte direkt auf Weber ab, der wiederum zirkelte steil auf Kienast und der aktuelle Torschützenführende der Bundesliga zögerte allein vor Payer etwas zu lange, sodass Soma doch noch seinen Fuß dazwischen bekam.

Auch Sturms einzige echte Schwäche blieb aufrecht. Perthel patzte und verlor den Ball an Trimmel, dessen Pass zur Mitte von Weber in höchster Not vor Hofmann abgefangen wurde (21.). Perthel bekam gegen Trimmel auch zu wenig Unterstützung aus der Mitte. So musste er den stark spielenden jungen Hütteldorfer nach einem Hofmann-Pass in Minute 31 abermals ziehen lassen. Sein Pass auf (den im Abseits stehenden) Salihi wurde abermals abgeblockt, fiel ihm diesmal selbst vor die Füße, seinen Schuss blockte Schildenfeld auf der Linie mit dem vermeintlich angelegten Oberarm. Schiedsrichter Gangl entschied, er hätte eine unnatürliche Bewegung gesehen und zum Entsetzen der Grazer auf Elfmeter. Es war so ziemlich die einzige der vielen schwierigen Situationen, bei denen man dem Referee einen Fehler ankreiden muss. Salihi verwandelte jedenfalls sicher zum 1:2-Pausenstand.

Pacult reagiert

In der Halbzeit hatte Peter Pacult genug von der zaghaften Leistung seines Mittelfelds. Er nahm den - abgesehen vom Tor - nicht sehr einflussreichen Prokopic raus und brachte Kulovits. Der zeigte sich merklich aggressiver und störte die Gegenspieler früher. Mevoungou, der beste Mann am Platz, wurde damit etwas besser gestoppt. So verlagerte sich Sturms Spiel nun mehr auf die Seiten.

Die tolle Leistung des Kameruners (er ließ sich zur Spieleröffnung zwischen die Innenverteidiger zurückfallen, war auch wichtigster Passgeber im Mittelfeld und beteiligte sich oft auch noch am Pressing) führte dazu, dass er nicht ganz unter Kontrolle zu bekommen war. So war er auch in der 48. Minute Ausgangspunkt einer schönen Sturm-Aktion. Nach seinem Pass spielte sich der ebenfalls gute Wolf per Doppelpass mit Kienast einmal mehr an Katzer vorbei, überrumpelte mit etwas Ballglück auch noch Soma und legte perfekt auf Salmutter zurück. Der wurde von der Rapid-Abwehr komplett ignoriert und war davon wohl so überrascht, dass er den Pflichtsitzer vernebelte. 

Der Sturm vor der Ruhe

Der erste Jubel der zweiten Hälfte gehörte deshalb Rapid. Nach einem Eckball bekam Kulovits Mevoungous zu hohen Fuß ins Gesicht. Hofmann setzte den Freistoß aus rund 25 Metern gut platziert ins Eck. Cavlina wirkte chancenlos. Rapid ging mit dem zweiten Tor aus einer Standardsituation 3:1 in Führung.

Die Freude währte allerdings nur kurz. Die schon seit dem Rückstand immer aggressiver attackierenden Grazer zeigten drei Minuten später das Tor des Abends. Kienast ließ sich auf die linke Seite hinaustreiben, passte zum in die Mitte gezogenen Wolf, dessen kurzen Rückpass leitete Salmutter auf Szabics um und der mit hohem Einsatzwillen neben Mevoungou und Wolf dritte besonders herausragende Sturm-Spieler nahm den Ball sehenswert mit und drückte ihn vom Sechzehner aus unhaltbar ins lange Eck - 2:3.

Schon zuvor hatte Mario Haas sich auf einen Einsatz vorbereitet, kam dann auch sofort nach dem Tor anstelle von Salmutter auf das Feld. Sturm stellte per 4-4-1-1 auf mehr Offensive um. Haas machte die Speerspitze, Kienast ließ sich etwas tiefer fallen, mit Szabics übernahm die linke Flanke nun auch ein flinker Stürmer. Diese Umstellung gab Sturm nun mehr Breite, was quasi sofort mit dem Ausgleich belohnt wurde. Wenige Sekunden nach dem Anschlusstreffer kam Sturm über links, Haas gab den Ball auf Mevoungou. Kulovits konnte den Kameruner diesmal nicht stoppen, der verlagerte das Spiel nach rechts. Wolf pumpte sich an Katzer vorbei und flankte perfekt auf den sträflich unmarkierten Kienast, der sich diese Chance nicht entgehen ließ. 3:3 nach 61 Minuten.

Die ruhigere Schlussphase

Nun begannen die Kräfte sichtlich zu schwinden und mehr Sicherheitsdenken einzusetzen. Vor allem in der Sturm-Zentrale schien man sich nun auf das Absichern vor der eigenen Abwehrreihe zu konzentrieren. So kamen wiederum die Hütteldorfer zu mehr Ballbesitz, die aber auch nicht mehr alles riskierten. So blieb die Schlussphase doch eher ruhig. Bei Sturm verpasste Mario Haas mit einer schlechten Ballannahme eine Kontermöglichkeit. Rapid sorgte noch mit einem Vorstoß von Trimmel für Gefahr, der allerdings Perthel per Foul knapp außerhalb des Strafraums stoppte. Es blieb am Ende beim alles in allem gerechten Unentschieden in Liebenau. Beide Teams wollten den Sieg, so wird das Remis niemandem so richtig glücklich machen.

Beim neuerlichen Duell in der nächsten Woche kann man darauf achten, ob sich die Spielanlagen unterscheiden werden, und ob von den beiden Trainern auf die Problemzonen reagiert wird. (tsc, derStandard.at, 3.4.2011)